Einzeln sind wir Worte,
zusammen ein Gedicht
Georg Bydlinski

 

Christopher Vogler - Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker

Veröffentlicht am 20.8.2022 von Renate

Bisher war ich der Annahme, nichts könnte ein besserer Schreibratgeber sein als meine Schreibbibel: Sol Steins Über das Schreiben. Was für ein Irrtum das war, merkte ich, als ich dieses Buch von Christopher Vogler, Story-Editor und Dozent, lesen durfte.

Wobei sich die beiden, in meinen Augen unentbehrlichen, Bücher keinerlei Konkurrenz machen. Im Gegenteil, sie ergänzen sich geradezu perfekt. Denn Sol Stein erklärt das Werkzeug und wie man es richtig und geschickt anwendet. Christopher Vogler dagegen beschäftigt sich mit dem Material, welches wir mit diesem Werkzeug bearbeiten. Sozusagen das Holz, an dem wir mit dem Hobel und dann der Feile arbeiten, bis am Ende das Möbelstück oder die Skulptur herauskommt, die wir erschaffen wollten.

Auf 400 Seiten folgen wir dem Helden (man denke sich die gegenderten Formen bitte dazu) auf seiner Reise. Und am Ende dieses Buches habe auch ich nun endlich verstanden, wie diese Heldenreise, die vermutlich bekannteste Plotstruktur, funktioniert.

Die Odyssee ist in zwei Teile untergliedert. Im ersten Buch oder vielmehr im ersten Kapitel des ersten Buch gibt der Autor eine Einführung in die Heldenreise, erläutert die wichtigsten Bausteine, die wichtigen Etappen der Reise. Danach geht es im Detail um die Figuren, die Archetypen, denen wir auf dieser Reise begegnen. Das Besondere an der Art, wie Christopher Vogler das Buch aufbaut, ist, dass er es so schildert wie eine Reise des Autors, das Schreiben des Romans als Odyssee. Mir hat dieser Ansatz sehr gut gefallen, hilft er doch, die Reisestrecke besser zu verstehen.

Die Archetypen also. Dazu gehören natürlich der Held, aber auch unverzichtbar ist der Mentor, der selbstverständlich auch eine Mentorin sein kann. Dann folgen Schwellenhüter, Herold, Gestaltwandler, Schatten und Trickster. Dabei weist Vogler immer wieder darauf hin, dass einzelne Figuren mehrere dieser Rollen übernehmen können ebenso wie eine Rolle von mehreren Figuren ausgefüllt sein kann. Wichtig auch, dass es nicht immer Menschen sein müssen, die diese Archetypen darstellen, es können auch Ereignisse, Gefühle, Zwänge oder ähnliches sein.

Was mir an dem Buch auch so ausnehmend gut gefällt, sind die Beispiele, die der Autor wählt, um seine Erläuterungen zu untermauern. Es mag daran liegen, dass das Buch im Original bereits 1998 erschien, dass er vor allem ältere Filme wählt. Insbesondere nimmt er den Film Der Zauberer von Oz als immer wiederkehrendes Beispiel, an welchem er seine Thesen erklärt. Ein anderes Beispiel ist (natürlich) Krieg der Sterne, aber es gibt noch etliche mehr. Natürlich erleichtert es das Verständnis, wenn man diese Filme kennt.

Im zweiten Teil des Buchs geht es dann auf die Reise, die in zwölf Stadien oder Etappen unterteilt ist. Und dieser Teil ist besonders spannend. Dazu trägt aber auch der gelungene Schreibstil Voglers bei, man verschlingt dieses Sachbuch wie einen fesselnden Thriller.

Diese zwölf Stadien der Heldenreise, auf die ich hier im Detail natürlich nicht eingehen kann, schildern die Entwicklung des Helden. Nachdem er die Entscheidung getroffen hat, auf die Reise zu gehen, die Schwelle überwunden, die nötige Ausrüstung vom Mentoren erhalten hat, muss er etliche Prüfungen bestehen, Zweifel überwinden, weitere Schwellen überschreiten und sich auf diesem Weg immer wieder verwandeln. Am Ende kehrt er mit dem Elixier zurück.

Dank der vielen Beispiele, dank der so gut verständlichen Beschreibungen und vor allem dank der ausführlichen und abwechslungsreichen Erzählweise ist dieser Schreibratgeber einer der hilfreichsten unter den inzwischen vielen, die ich gelesen habe. Für mich ist nach der Lektüre dieser „Odyssee“ endlich klar, wie ich einen Roman auf Basis der Plotstruktur der Heldenreise plane. Ob die Umsetzung dann auch so klar und einfach gelingt, das steht auf einem ganz anderen Blatt.

Für diesen Ratgeber spreche ich eine uneingeschränkte Empfehlung aus, nicht nur für Neulinge.

Christopher Vogler - Die Odyssee der Drehbuchschreiber, Romanautoren und Dramatiker
aus dem Englischen von Frank Kuhnke
Autorenhaus Verlag, Januar 2018
Gebundene Ausgabe, 415 Seiten, 29,99€

Kommentar verfassen

Larry Beinhart - Crime: Kriminalromane und Thriller schreiben

Veröffentlicht am 26.5.2022 von Renate

Warum braucht es eigenen Ratgeber für das Schreiben von Kriminalromanen? Wodurch unterscheidet es sich, ob man einen Liebesroman oder einen Thriller verfasst? Wer sich diese Fragen immer mal wieder gestellt hat, sollte dieses Buch lesen.

Larry Beinhart, sehr erfolgreicher Autor von Romanen und Drehbüchern, erklärt auf leichtfüßige und wunderbar spannende Art, was es braucht, um einen erfolgreichen Krimi zu schreiben. Dabei fand ich seine Ratschläge, seine Tipps und Anregungen, die vor allem auf seiner eigenen Erfahrung beruhen, so nützlich, dass man die meisten davon voll und ganz auf jedes Genre anwenden kann.

Beispielsweise wenn es um die Ausarbeitung der Figuren geht, um den Entwurf und die Gestaltung einer Szene und deren Einbindung in das Kapitel respektive den gesamten Roman. Oder wenn es darum geht, höchste Spannung aufzubauen (die darf es nämlich meiner Meinung nach durchaus auch in einem Liebesroman geben).

Sehr anschaulich und flott lesbar greift Larry Beinhart alle Themen auf, die mit dem Schreiben von Romanen zusammenhängen, dabei natürlich immer mit dem Fokus auf Krimis. Daher auch ein eigenes Kapitel über die hier besonders wichtigen Recherchen. Nicht minder von Bedeutung ist in diesem Genre der Szenenaufbau. Dieser soll, was grundsätzlich zutrifft, die Handlung vorantreiben, aber bei Kriminalromanen auch gerne sogenannte Haken und Aufhänger (so auch der Titel des entsprechenden Kapitels) beinhalten. Um es mit meinen Worten zu sagen. Immer zwei Schritte vor und einen halben zurück. So hält man die Spannung hoch und die Leser:innen bei der Stange. Ein Beispiel ist hier die Andeutung von sich nähernder Gefahr, die dann aber stets doch ausbleibt. Nur um dann, wenn die Leserin nun aber gar nicht mehr damit rechnet, eben doch, und das mit Getöse, wahr zu werden.„Wichtig ist, wie viele Male das Monster nicht auftaucht – wichtig ist das ständige Versprechen, dass jeden Moment etwas geschehen wird.“ (S. 29). Er nennt das sehr treffend „erzählerische Dynamik“.

Was mir besonders gut gefiel – nicht nur, weil es für mich selbst immer der wichtigste Aspekt beim Schreiben ist – sind seine Erläuterungen zur Ausarbeitung der Figuren. Diesem Thema gibt er breiten Raum in seinem Buch. Für die Entwicklung der Figuren schlägt er vor, sich der Fragebogen eines Psychiaters zu bedienen, die dieser bei der Erstbefragung neuer Patienten verwendet. Neben den „technischen“ Daten, wie Alter, Geschlecht, Herkunft usw. beschäftigen sich diese Fragen viel mit dem Hintergrund, dem familiären und sozialen Umfeld und deren Einflüssen auf den Charakter. Aus den Antworten auf diese Fragen zieht der Psychiater seine Schlüsse und macht sich Notizen.

Diese wiederum entsprächen etwa den Aufzeichnungen, die sich ein Detektiv beim Erstgespräch mit dem neuen Klienten macht. Beide lernen dadurch ihr Gegenüber kennen und so geht es dem Autor mit seiner Figur. Mich fasziniert diese Methode, denn das ist es doch, was wir im Grunde tun, wenn wir eine Figur erschaffen: wir erstellen ihr Psychogramm.

Ein weiterer Punkt, der weniger mit dem Schreiben des Krimis zu tun hat als mit seiner Rezeption, ist die Betonung von Klarheit (so auch der Titel des Kapitels). Klarheit ist das, was gutes Schreiben ausmacht. Larry Beinhart vertritt die Meinung, dass ein schwierig zu lesender Text entgegen der verbreiteten Ansicht, eben gerade keine gute „Literatur“ sei.„Diese beinahe perverse Haltung ist ein Produkt der Bildungselite, in deren Augen es die wichtigste Aufgabe eines Kritikers ist, sich selbst wichtiger zu nehmen als die zu kritisierende Arbeit und zu verbreiten, dass ein Werk nur durch die Interpretation des Kritikers verstanden werden kann“ S. 76).

Natürlich befasst sich der Autor auch mit den üblichen Fragen nach Perspektive, Erzählstimme, Erzählperson und vielem mehr. Das ist der Grund, warum ich finde, dieses Buch sollte man lesen, wenn man gute Bücher schreiben möchte, egal welchen Genres.

Das Abschlusskapitel schließlich trägt den Titel: Können Sie nach dieser Anleitung ein Buch schreiben? Die Antwort auf diese Frage findet man nur heraus, wenn man es versucht. Mit diesem Ratgeber kann es gelingen, finde ich.

Larry Beinhart - Crime: Kriminalromane und Thriller schreiben
aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter
Autorenhaus Velag, 2015
Taschenbuch, 235 Seiten, 16,80€

Kommentar verfassen

Steven Pressfield - The War of Art

Veröffentlicht am 3.12.2021 von Renate

„Vergessen Sie nicht, dass die Muse Arbeitstiere bevorzugt und Primadonnen verabscheut.“ (S. 87)

Dieser Satz bildet schon fast die Quintessenz dieses interessanten Buches. Ein Buch, das jedem, der kreativ arbeiten will, sozusagen auf die Sprünge hilft. Denn es geht vor allem um eins: den inneren Widerstand zu überwinden.

Und dabei ist auch der folgende Gedanke, der eigentlich ganz einfach ist, eine Aussage, die man sich beispielsweise über den Schreibtisch hängen sollte: „Nicht das Schreiben ist das Schwierige, sondern sich hinzusetzen und damit anzufangen.“ (S. 16).

Steven Pressfield, seines Zeichens Bestseller- und Drehbuchautor, zeichnet in seinem Buch die Wege, die man gehen muss, um sein Ziel zu erreichen. In kurzen Kapiteln, teilweise nicht länger als ein paar Sätze, eine Viertelseite, vermittelt er stakkatoartig diesen Wegweiser.

Zuerst erläutert er diese inneren Widerstände, die der größte Feind der Kreativität sind. Ein innerer Widerstand ist eine negative Kraft, die verhindern will, dass wir uns an die Arbeit machen. Und natürlich ist es wie immer im Leben: je größer diese negative Kraft, desto wichtiger ist unser Ziel, desto größer die Herausforderung. Der erste Schritt, den der Autor hier beschreibt, ist es natürlich, erst einmal diesen Feind zu erkennen. Warum zögern wir, mit dem Schreiben zu beginnen, was hält uns ab, was lässt uns zweifeln?

Wir alle kennen die Prokrastination ebenso wie den nimmer schweigenden inneren Kritiker. Doch auch das Selbstmitleid, die Herabwürdigung durch einen selbst oder durch nahestehenden Personen, all das erhöht die inneren Widerstände, die inneren Blockaden.

Natürlich klingt es furchtbar einfach, wie Steven Pressfield es hier beschreibt. Danach müssten wir alle mit ein paar Übungen, ein paar Gedanken imstande sein, diesen Feind zu besiegen. Ja, wenn es so einfach wäre…

Im Grunde sollte es auch einfach sein. Denn es geht vor allem darum – so banal das klingt – der eigene Herr zu werden.„Wer nicht in der Lage ist, sich selbst zu regieren, ist dazu verdammt, Herren zu finden, die das für ihn übernehmen.“ (S. 54) Um das zu erreichen, rät Pressfield, sei man ordentlich, konzentriert, mache sich die Ziele klar. Und rufe die Muse herbei.

Denn, siehe oben, die Muse mag Arbeitstiere. Soll heißen, wenn wir uns auf den Hosenboden setzen, statt Ausflüchte zu suchen, statt zu jammen und zu klagen, dann wird sie von ganz allein kommen. Ein wenig erinnert es auch an den altbekannten Lehrsatz, nachdem man jeden Tag schreiben soll, um ein Autor, eine Autorin zu werden. Nur wer jeden Tag schreibt, es ein wenig wie eine regelmäßige Arbeit betrachtet, wird Erfolg haben. So das Credo von Pressfield – und nicht nur von ihm. Und so ist nicht nur er selbst auch der beste Beleg für die Wahrheit dieses Credos, hat er doch damit hinreichend Erfolg gehabt.

Auch wenn manche Absätze, besonders im zweiten Drittel des Buchs, mir ein wenig zu esoterisch waren, hat mir das Buch von Steven Pressfield in gewisser Weise doch die Augen geöffnet. Weil es mir logisch erscheint, was er schreibt. Und weil man im Grunde immer wieder den Beweis bekommt für das, was er schreibt. Dann nämlich, wenn die Muse uns besucht. Dann haben wir den Feind namens innerer Widerstand besiegt. Jedenfalls bis zum nächsten Mal, wenn wir ihm wieder begegnen.

Eine klare Leseempfehlung für einen gut geschriebenen, im Alltag praktisch anwendbaren Ratgeber

Steve Pressfield - The War of Art
aus dem Amerikanischen von Karin Dufner
Autorenhaus Velag, Oktober 2021
Gebundene Ausgabe, 171 Seiten, 14,90€

Kommentar verfassen

Roy-Peter Clark - Die 50 besten Werkzeuge für gutes Schreiben

Veröffentlicht am 25.9.2021 von Renate

Jeder Handwerker hat seinen Werkzeugkasten und je erfahrener der Handwerker, desto sorgfältiger ist das Werkzeug ausgewählt und desto geschickter kann er damit umgehen. Doch ohne Werkzeug kann auch der beste Handwerker nicht arbeiten.

Und so, wie jeder Handwerker den Umgang mit seinen Werkzeugen erst lernen, die Handhabung üben muss und wie er durch den täglichen Gebrauch weiß, welches Werkzeug er in welcher Situation ergreifen muss, so lernen auch Schreibende ihr Werkzeug durch Übung immer besser zu beherrschen und anzuwenden.

Roy Peter Clark, der mehr als ein Dutzend Bücher zum Thema Schreiben verfasst hat und an einer der renommiertesten Journalistenschulen arbeitet, hat sich im vorliegenden Buch auf 50 nützliche, um nicht zu sagen unverzichtbare Werkzeuge beschränkt. Das unterscheidet seinen Ratgeber von vielen anderen Büchern über das Kreative Schreiben: er stellt keine Regeln auf, er befasst sich nicht mit den Grundsätzen des Schreibens, er geht ins Detail, er stellt die Hilfsmittel vor, derer wir uns beim Schreiben bedienen können, ja sollten.

Das Buch ist in 4 Teile gegliedert: Teil 1 beschäftigt sich mit dem „A und O“, also ganz einfach mit den Grundlagen, ohne die wir nicht schreiben. Das erste Kapitel beginnt daher mit der simplen Aussage, dass ein Satz aus Subjekt, Prädikat und Objekt besteht. Natürlich schüttelt man da erstmal den Kopf und wundert sich, aber die Herangehensweise ist schlüssig. Denn was tun wir anderes, als Sätze zu schreiben, als einen Satz an den nächsten zu hängen.

Weiter geht es in diesem ersten Teil mit dem Thema Adverbien, mit dem Vorteil von aktiven Sätzen gegenüber passiven, und sogar mit der Zeichensetzung. Setzen wir einen Punkt dahin, wo er hingehört. Schreiben wir keine Bandwurmsätze und wenn, dann teilen wir sie in sinnvolle Abschnitte mit der Hilfe des Kommas. Ja, es sind tatsächlich solche simplen „Werkzeuge“, die Roy Peter Clark seinen Leser:innen hier an die Hand gibt. Aber es macht Sinn, sich diese Dinge beim Schreiben von Romanen oder Erzählungen, von journalistischen Texten oder Essays etc., immer wieder vor Augen zu führen. Man vergisst das nämlich immer wieder, und gute Schriftsteller:innen sind nicht zu stolz, solche Ratschläge, Tipps und Hilfen anzunehmen.

Im zweiten Teil geht es um „Spezialeffekte“. Mir hat dieser Teil am besten gefallen, ist er doch ganz nah dran an unserem täglichen Schreiben. Die Werkzeuge, die hier besprochen werden, sind Metaphern, sind gute Namen für die Protas, sind originelle Bilder, sind alle Stilmittel, die helfen, abgenutzte Klischees, Floskeln und Phrasen zu vermeiden.

Besonders interessant fand ich in diesem Teil das Kapitel über die „Zahl der Elemente“. Welche Botschaft wollen wir mit unserem Satz übermitteln, und wenn ja, wie viele? Wenn wir eine Information senden, welche soll es sein und wie soll sie lauten? Und soll sie ergänzt werden um eine weitere oder gar um zwei oder drei? Die Erkenntnis aus diesem Kapitel, die wohl viele von uns intuitiv umsetzen, ohne zu wissen, warum, lautet: Drei ist größer als Vier. Gebe ich – und das Buch erläutert all das mit passenden, praktischen Beispielen – einer Person drei Eigenschaften, dann kreiere ich ein harmonisches Ganzes, füge ich eine vierte hinzu, durchbreche ich diese Harmonie, störe den Kreis. Und wer sich nun selbst prüft, wird sicher feststellen, dass wir oft genau drei Worte verwenden, wenn wir etwas oder eine Figur in unseren Texten prägnant beschreiben möchten.

Der dritte Teil befasst sich mit „Plänen“. Das heißt nicht, dass es nun um die immer gleiche Frage geht: plotten oder pantsen. Sondern der Autor macht deutlich, wie wichtig es ist, zu wissen, wohin man will. Die Figuren zu kennen, um sie mit Hilfe der Szenen, mittels Dialogen darzustellen, den Leser:innen nahezubringen. Und natürlich spart auch Roy Peter Clark die berühmten Cliffhanger nicht aus, erwähnt die Hinweise und Andeutungen, die man einstreuen soll, um Spannung zu erzeugen.

Überhaupt beschäftigt er sich hier auch mit den Figuren, erklärt den Unterschied zwischen Archetypen und Stereotypen, wobei wir alle wissen, dass wir letztere dringend vermeiden sollen.

Und der letzte, vierte Teil schließlich spart auch die weiteren Aspekte des Schreibens nicht aus, die Gewohnheit, die sich einstellen soll, das Vermeiden der berühmten Aufschieberitis, die Recherche und vieles mehr. So ist auch dieser Autor davon überzeugt, dass das Schreiben in einer Gruppe Gleichgesinnter sehr hilfreich und motivierend sein kann.

Mein Fazit: Wie immer gibt es auch in diesem Buch keine grundsätzlich neuen Erkenntnisse, alles wurde so oder ähnlich schon von anderen gesagt oder geschrieben. Mir hat aber diese komprimierte, fast an ein Nachschlagewerk erinnernde Form sehr zugesagt. Die einzelnen Kapitel sind von überschaubarer Länge, wer also schnell einmal etwas nach- oder wiederlesen möchte, ist hier mit Sicherheit gut aufgehoben. Sehr erfahrene Autor:innen mögen dieser Hilfestellung vielleicht nicht mehr bedürfen, ohne diese Werkzeuge werden aber auch sie ihr Handwerk nicht ausüben können.

Roy Peter Clark – Die 50 Werkzeuge für gutes Schreiben
Deutsch von Kerstin Winter
Autorenhaus Verlag, 2014
Gebundene Ausgabe, 350 Seiten, 22,99 €

Kommentar verfassen

Sylvia Englert - So lektorieren Sie Ihre Texte

Veröffentlicht am 3.7.2021 von Renate

Nicht jede:r kann oder möchte sich für den eigenen Roman, die Kurzgeschichte, den Artikel oder das Sachbuch ein professionelles Lektorat leisten. Also muss das Lektorieren selbst erledigt werden. Und dabei hilft dieser kurze, aber praxisnahe Ratgeber der erfahrenen Autorin. Sylvia Englert ist nicht nur Journalistin und Lektorin, sondern auch selbst Verfasserin diverser Romane und Drehbücher.

Sehr systematisch geht sie vor bei diesen Ratschlägen für das Lektorieren eigener Texte. Drei Schritte sind es, die man gehen muss und die sie im Einzelnen beschreibt in ihrem Buch. Dabei unterscheidet sie jeweils für die verschiedenen Gebiete Roman, Sachbuch, Journalistik, letzteres sogar nochmals gegliedert nach Artikel, Reportage, Kommentar und Rezension.

Vor dem ersten Schritt plädiert Sylvia Englert aber erst einmal für Abstand. Den eigenen Text ruhen lassen, Distanz gewinnen, bevor man sich ans Lektorat setzt. Das ist zwar für journalistische Artikel sicher weniger möglich, für Romane insbesondere aber durchaus wichtig. Ohnehin ist es schwer bis unmöglich, den eigenen Romantext mit der nötigen Objektivität oder Distanz zu lesen bzw. zu überarbeiten. Wenn man dies jedoch zu unmittelbar nach Beendigung des Schreibens angeht, fällt es ungleich schwerer, Fehler, Unstimmigkeiten, Logikmängel und ähnliches zu erkennen. Und eben nicht nur diese Dinge zu sehen, sondern sie auch zu beheben.

Der erste Durchgang beim Lektorat nimmt sich die Struktur des Textes vor: die Figuren, den Plot, die Szenen, die Perspektive. Einen ganzen, umfassenden Fragenkatalog gilt es abzuarbeiten, wobei dieser Katalog keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, müssen doch, je nach Textart gegebenenfalls noch viele weitere gestellt werden. Die Autorin weist dabei darauf hin, dass man mit zunehmender Erfahrung diese Fragen im Grunde bereits beim Schreiben im Kopf haben kann und sollte.

Nach dem ersten folgt als zweiter Schritt der sogenannte Schliff. Hier geht man schon tiefer hinein in den Text, erspürt den Stil, passt er zum Genre, passt er zu den jeweiligen Figuren. Man „hört“ hinein in die Dialoge, klingen sie authentisch, lebensecht, hat jede Figur ihre eigene Art zu sprechen. Gerade hier ist lautes Vorlesen des eigenen Textes ungemein hilfreich.

Die Sprache wird geprüft, Füllwörter erkannt und gestrichen, überzählige Adjektive und Adverbien gestrichen, schwache durch starke Verben ersetzt, Passivsätze in aktive umgewandelt, Infodumps enttarnt und entschärft und vieles mehr. Sogar der Formatierung nimmt Sylvia Englert sich an in ihrem Ratgeber, etwas, das leider viele Autor:innen immer wieder eher schludrig erledigen.

Und schließlich der dritte Schritt beschäftigt sich mit dem Feedback von Testleser:innen. Diese sollte man sich sorgfältig auswählen und ihnen auch präzise Fragen stellen, anhand derer man ihre Kommentare und Rückmeldungen dann erst richtig einordnen kann. Ein „Echt gut, gefällt mir“, oder ein „Toll, was du alles kannst“, ist zwar nett, aber wenig hilfreich. Erst wenn man konkrete und konstruktive Kritik erhält, kann man mit ihr arbeiten und sie umsetzen beim letzten Durchgang durch den Roman, die Kurzgeschichte oder das Sachbuch.

Was mir als bekennende Listensüchtige besonders gut gefällt, sind die Checklisten, die Sylvia Englert in ihrem Ratgeber zur Verfügung stellt. Hier sind tatsächlich all die wichtigen Fragen aufgelistet, anhand derer eine Autorin ihr Werk lektorieren kann. Meiner Meinung nach macht es durchaus Sinn, sich diese Listen schon vor Beginn des Romans zu Gemüte zu führen, während des Schreibprozesses öfter mal daran zu denken schadet dann auch nicht. Fragen wie „Haben Ihre Hauptfiguren starke, klare Ziele?“ „Gibt es reichlich Konflikte?“, „Entwickeln sich die Figuren?“, „Passt die Perspektive?“ (S. 75-76) sind entscheidend für die Qualität eines Romans und gehören immer wieder beantwortet. Hier ist Ehrlichkeit sich selbst gegenüber entscheidend. Ohne diese funktioniert meines Erachtens ein Selbst-Lektorat nicht. Nur wer bereit ist, den Text zu überarbeiten, dem wird dies auch gelingen. Wer meint, die eigenen Texte seien stets druckreif, bedürfen nicht des Feilens und Polierens, der scheitert, fürchte ich, beim Lektorieren der eigenen Werke.

Beim Gelingen des Lektorats eines selbstverfassten Romans, eines Sachbuchs oder einer Erzählung hilft mit Sicherheit dieser Ratgeber von Sylvia Englert, den man am besten stets neben sich liegen hat.

Sylvia Englert – So lektorieren Sie Ihre Texte: Verbessern durch Überarbeiten
Autorenhaus Verlag, 2016
Taschenbuch, 153 Seiten, 14,95 €

Kommentar verfassen

Der Fluss der Gedanken

Veröffentlicht am 23.6.2021 von Renate

Gabriele Rico: Garantiert kreativ schreiben lernen

„Mit diesem Buch möchte ich alle Schreibenden dazu anregen, ihren kreativen Fähigkeiten zu vertrauen und ihr natürliches Ausdrucksvermögen zu entfalten.“ (S. 7)

So lautet der erste Satz des Buchs der bekannten amerikanischen Autorin. Gabriele Rico (1937 – 2013) geht in ihrem Ratgeber für kreatives Schreiben einen ganz anderen Weg als ihre Kolleg:innen. Und hat damit eine neue Herangehensweise entwickelt: die Assoziative Methode. Ganz nebenbei prägte sie auch einen Begriff: das Clustering oder Clustern.

Alle, die schreiben, sei es kreativ, journalistisch, seien es Sachbücher oder Gedichte, beginnen in der Regel mit einer Idee, mit einem Thema. Aus diesem Ursprung, man könnte auch sagen, aus dieser Wurzel erwächst dann der neue Text, der Roman, die Erzählung oder der Artikel.

Mit diesem ersten ursprünglichen Gedanken beginnt das Cluster. Man schreibt ein Wort, einen Begriff oder einen Satz in die Mitte eines ausreichend großen Blattes und malt einen Kreis um dieses Zentrum. Nun lässt man seinen Gedanken, dem unbewussten Denken freien Lauf, alles, was sich sozusagen von allein mit diesem Ursprungswort assoziiert, notiert man um den Mittelpunkt herum. Die neuen Begriffe, Sätze oder Satzbruchstücke umrandet man wieder mit einem Kreis, verbindet diese mit dem Mittelkreis. Aus den neuen ergeben sich dann ganz von allein neue Assoziationen, die man wieder miteinander verbindet. Diese Verknüpfungen entstehen aus sich selbst heraus, ohne nachzudenken. Gerade das letzte ist das Entscheidende: nicht bewusst nachdenken, sondern die Bilder kommen lassen.

Im Laufe dieser Notate, dieses Clusterns, ergeben sich Richtungen, es kristallisiert sich ein neues Hauptbild heraus, um welches man dann weitere Cluster wachsen lassen kann. Ganz von allein findet man so zu den ersten Worten für den neuen Text, die neue Geschichte. Dabei ist das wirklich Entscheidende, dass man seinem Denken erlaubt, eigene Wege zu gehen. Das mag manches Mal zu schmerzlichen Ergebnissen führen, leitet den, der schreiben will, aber auch an sein Ziel.

Ich gestehe, dass ich, als ich das Buch von Gabriele Rico vor einigen Jahren zum ersten Mal las, zweifelte. Es gelang mir nicht, ihr zu folgen. Auch hatte ich Schwierigkeiten, ein Cluster von einer Mindmap zu unterscheiden (der Unterschied ist größer, als man glaubt, ich gehe darauf aber hier jetzt nicht näher ein). Doch später, nachdem ich das Buch ein zweites Mal gelesen hatte, habe ich diese Methode erneut für mich versucht und inzwischen beginne ich neue Kurzgeschichten, neue Erzählungen nicht mehr, ohne vorher geclustert zu haben. Wenn ich ein vorgegebenes Thema habe, über das ich schreiben möchte, kommt der entscheidende Begriff in die Mitte eines ausreichend großen Blattes. Und dann lasse ich meine Gedanken laufen. Wichtig dabei ist, nicht innezuhalten, nicht zu unterbrechen und zu denken, ich mache morgen weiter. Denn dann kommt man definitiv aus dem Fluss der Gedanken heraus.

Manchmal, vielleicht ist das Glück, vielleicht hängt es auch von der jeweiligen Ausgeglichenheit oder der Konzentration ab, manchmal erreicht man in erstaunlich kurzer Zeit den Punkt, wo gewissermaßen die Glocke erklingt und verkündet: Das ist es! Hier bist du bei dem, was du schreiben willst. Aber es gibt auch Gelegenheiten, da erreicht man diesen Moment erst nach vielen Sackgassen, vielen Assoziationen, die ins Leere laufen. Doch wichtig ist, dass man auch dies akzeptiert.

Natürlich kann ich hier nur sehr verkürzt wiedergeben, was Gabriele Rico ausführlich und mit vielen Beispielen in ihrem Buch erklärt und lehrt. Ganz sicher gibt es viele Menschen, für die diese Methode nicht funktioniert, aber ebenso sicher finden sich, davon bin ich überzeugt, viele Romane, die zu Bestsellern wurde, die genau mit dieser Methode begonnen haben. Wer es mit dieser Methode versuchen will, dem sei das Buch von Gabriele Rico wärmstens ans Herz gelegt.

Gabriele Rico – Garantiert kreativ schreiben lernen
aus dem Amerikanischen von Cornelia Holfelder-von der Tann, Hainer Kober und Lieselotte Mietzner
Autorenhaus-Verlag, Neuauflage 2020
Gebundene Ausgabe, 348 Seiten, 22,99 €

Kommentar verfassen

Julia Cameron – Von der Kunst des kreativen Schreibens: Der Weg zum inspirierten Schriftsteller

Veröffentlicht am 5.6.2021 von Renate

Ob Julia Cameron tatsächlich die Erfinderin der Morgenseiten ist, weiß ich nicht. In jedem Fall ist ihr Name für mich stets mit dieser Methode verbunden. Morgenseiten schreiben ist in den Augen der Autorin von Romanen und Drehbüchern ein erster großer Schritt hin zum kreativen Schreiben.

In ihrem 1998 in den USA erschienenen Buch hilft Julia Cameron all denen, die dies wollen, schreibend die Welt zu erobern (so auch der Titel des ersten Kapitels). In ihren Augen geht es nur darum, zu verstehen, was Schreiben wirklich ist. Wer dies erkennt und diese Erkenntnis umzusetzen lernt, demjenigen wird die Inspiration widerfahren. So in etwa könnte man die Anschauung dieser Autorin zusammenfassen, jedenfalls habe ich sie für mich so verstanden.

Julia Cameron glaubt daran, dass jeder und jede schreiben kann. Und dass man das eigene Leben schreibend verstehen und aushalten kann. Und sie glaubt daran, dass Inspiration aus allem kommt, dem man begegnet, das man erlebt, das man liest, sieht, fühlt.

Viele Sätze in ihrem Buch sollte man sich merken. Wie diese hier: „Lassen wir uns selbst außen vor und hören wir auf, gut sein zu wollen, dann erfahren wir, wie es ist, wenn das Schreiben fließt.“ (S. 25) oder „Schreiben ist beobachten und aufzeichnen, nicht ausdenken.“ (S. 47) oder „Ich gebe mir Mühe, meinen inneren Schriftsteller nicht zu drangsalieren oder anzugreifen. Ich zwinge ihn nicht, ständig das zu schreiben, was er schreiben ‚sollte‘, sondern lasse ihm genug Raum, um das zu Papier zu bringen, was er ‚möchte‘. (S. 58).

Genau das ist es meines Erachtens, was sie in ihrem Buch zum Ausdruck bringen möchte: hören wir auf unseren inneren Schriftsteller, schreiben wir intuitiv, aus unserem Inneren heraus, dann kommt die Inspiration von allein. Auch wenn mir manches, das Julia Cameron darlegt, etwas zu esoterisch, etwas zu übersinnlich ist, so hat mich ihr Grundgedanke schon erreicht. Im Grunde findet sie nur andere Worte, um das auszudrücken, was wir Autoren uns alle immer merken sollten: schreiben, schreiben, schreiben.

So sind auch die von ihr propagierten Morgenseiten - morgens direkt nach dem Erwachen unmittelbar drei bis fünf DInA4 Seiten schreiben, dabei den Text ohne Nachdenken und ohne Absetzen aus sich herausfließen lassen - nur ein weiterer Baustein, dazu dienend, die Schreibroutine zu entwickeln, die einen Schriftsteller ausmacht. Diese Routine ist es am Ende auch, die am ehesten den schlimmsten Kritiker zum Schweigen bringt, den inneren nämlich. „Sie, der Schriftsteller, sind ein spirituelles Instrument. Wenn Sie mit Stetigkeit schreiben, dann bewirken Sie damit die Feinstimmung Ihres Instruments. Ihr Schreiben wird immer flüssiger und ausdrucksvoller. Beides zieht automatisch größere Lebendigkeit nach sich. (S. 244).

Neben den erwähnten, mir etwas zu abgehobenen, Ansichten gibt die Autorin auch durchaus handfeste Ratschläge. Es macht nämlich durchaus Sinn, dass ein Schriftsteller nicht im Elfenbeinturm sitzen sollte. Nur wer hinausgeht, etwas wahrnimmt, beobachtet, lernt, spürt, kann daraus auch lebendige, lebensnahe und authentische Texte verfassen. Anders ausgedrückt: ohne Input kein Output. Daher lautet einer ihrer spannendsten Tipps: gehe hinaus und zwar allein. Besuche ein Museum, setze dich in ein Café, wandere durch ein Tal oder besteige einen Berg. Hauptsache, du sammelst Eindrücke. Insbesondere betont sie das dabei Alleinsein. Denn nur wer mit sich allein ist, kann sich auf diese von außen kommenden Inspirationen konzentrieren, kann sie vollends auf sich wirken lassen, ohne abgelenkt zu sein, ohne beeinflusst zu werden. Dabei ist nicht nur das tatsächliche Hinausgehen von Belang, auch das einfache Lesen von Nachrichten in Zeitungen oder das Belauschen von Gesprächen kann zu wunderbaren Inspirationen führen und zu inspirierten Geschichten.

In den vielen Kapiteln ihres Buches erläutert Julia Cameron auf vielfältige Weise, wie man den Weg zum inspirierten Schriftsteller findet und wie man ihn geht. Am Ende eines jeden Kapitels bietet sie jeweils eine Übung an, die einfach umzusetzen, aber sehr probat ist. Manchmal sind es Listen, die sie anregt, Listen von Dingen, bei denen man erfolgreich war, von Plänen, die man hat, Zielen, die man erreichen möchte. Ein anderes Mal regt sie dazu an, abends mit ein paar Sätzen den vergangenen Tag Revue passieren zu lassen. Immer wieder auch rät sie dazu, zum Schreiben aus dem Haus zu gehen, man also nicht nur die Inspiration draußen suchen soll, sondern auch das In-Worte-Fassen außerhalb der eigenen, allzu bekannten vier Wände stattfinden soll.

Das Buch von Julia Cameron ist anders als andere Bücher über das kreative Schreiben. Es ist kein Ratgeber, der anleitet, wie man gute Dialoge schreibt oder erklärt, warum man mit Adjektiven sparsam umgehen sollte. Es ist ein Buch, das zum Nachdenken anregt, zum Nachdenken über die eigenen Befindlichkeiten, die eigenen Wünsche und Ziele. Und darüber, wie man sie erreichen kann, wie man ein inspirierter Schriftsteller wird.

Julia Cameron – Von der Kunst des kreativen Schreibens: Der Weg zum inspirierten Schriftsteller
Deutsch von Diane von Weltzien
Autorenhausverlag, 2018
Gebundene Ausgabe, 328 Seiten, 19,99 €

Kommentar verfassen

Mach es mit Gefühl

Veröffentlicht am 17.2.2021 von Renate

Wenn du auf einem Feldweg spazieren gehst, lässt du dann Augen, Ohren und Nase zu Hause?

Ich glaube nicht. Ich glaube, du siehst das Grün des frischen Grases, den Reiher zwischen den Ackerfurchen oder das Flugzeug am Himmel Ich behaupte, du hörst das Brummen dieses Flugzeugs, das Rattern des Mähdreschers oder das Zwitschern der Spatzen. Und ich bin mir sicher, du riechst die Gülle, die der Bauer gerade ausbringt, den Rauch, der aus dem Kamin des Bauernhauses kommt oder die Abgase des Traktors.

Richtig?

Mit allen Sinnen

Warum sieht, hört und riecht dann deine Figur nichts?

Wenn sie mit ihren Lieben am Tisch sitzt, schmeckt sie nicht die Würze des Eintopfs, den ihre Mutter serviert hat? Wenn sie bei Minusgraden ihre Handschuhe vergessen hat, fühlt sie dann nicht, wie die Kälte in ihre Finger beißt?

All diese Gefühle und Empfindungen, für die wir unsere Sinne verwenden, solltest du deiner Figur nicht vorenthalten. Niemals.

Denn was deine Protagonistin riecht, schmeckt oder fühlt, riecht, schmeckt und fühlt deine Leserin. Wenn du beschreibst, wie die Säure der Zitrone das Zahnfleisch deiner Heldin zum Kribbeln bringt, wird deine Leserin diese Empfindung kennen. Und sie wird deine Heldin verstehen und so wie sie empfinden. Und genau das ist doch unser oberstes Ziel. Unsere Leser sollen mitfühlen, mitempfinden mit unseren Figuren.

Dafür sind uns unsere Sinne gegeben

Ein Beispiel: Statt zu schreiben: A ging über die Straße und betrat den Laden. könntest du schreiben: A dimmte den Straßenlärm zu einem silbernen Rauschen hinter ihren Sorgen, den Gestank der Abgase konnte sie jedoch nicht ausblenden, er füllte ihre Nase wie Schleim. Erst das leise Klingeln der Ladentür riss sie aus ihren grauen Gedanken.

Nebenbei bemerkt ergibt sich durch das Ansprechen der Sinne deiner Protas eine geschickte Gelegenheit, Dinge aus ihrer Vergangenheit zu berichten. Rückblicke einzubauen in eine Handlung ist immer problematisch, doch mittels z.B. eines Geruchs oder eines Lieds kannst du wunderbar Erinnerungen in deiner Heldin wachrufen und pling, hast du die Überleitung zu einem kurzen Rückblick.

Spinnen wir das Beispiel noch etwas weiter: Im Laden spielt ein Kind auf einem Xylophon eine einfache Melodie. Plötzlich findet A sich um Jahre zurückversetzt. Diese Melodie hatte ihre Mutter oft gesummt, meistens wenn sie in der Küche stehen musste.

Brummen ist nicht gleich brummen

Wenn du deine Heldin all ihre Sinne verwenden lässt, dann beschränke sie dabei nicht in ihren Empfindungen. Lass sie nicht nur das „Brummen“ des Flugzeugs hören, finde andere, bessere Worte dafür. Aber verwende keine Klischees. Denke nach und wenn du meinst, ein gutes Wort für diesen Ton gefunden zu haben, denke weiter nach. Oder beschreibe den Ton über die Empfindung deiner Prota.

Beispiel Ton: Das Brummen versetzte ihr Zwerchfell in Schwingungen, es war wie ein Kitzeln, ein Lachen stieg in ihrer Kehle auf.

Beispiel Geschmack: Das Mehlig-buttrige der Béchamelsauce erzeugte in ihm ein ungekanntes Glücksgefühl.

Beispiel Geruch: Der Duft des vom Sommerregen feuchten Grases versetzte sie zurück in das verhasste Zeltlager, wo sie im Alter von neun Jahren schreckliche Wochen verbringen musste.

Oder: das feuchte Gras roch nach Idylle, Ramafamilie, zotteligen Schafen und trägen Kühen.

Beispiel Gefühl: Als er ihren Rücken berührte, spürte sie die Wärme seiner Hand durch den Stoff ihres Kleides. Die Wärme rieselte ihre Wirbelsäule hinab und erfüllt ihren Körper …

Okay, alles vielleicht nicht Pulitzerpreisverdächtig, aber du merkst, wie es funktioniert, nicht wahr? All das weckt etwas in deinen Leser:innen, sie spüren es am eigenen Leib.

Ente oder Dino

Ein weiterer Trick, gerade wenn du bei deinen Leser:innen Gefühle erzeugen möchtest, ist die Verwendung von Metaphern und Vergleichen. Der Unterschied zwischen beiden ist nicht so scharf.

Ein Vergleich wäre: Er hatte einen Gang wie eine Ente.

Eine Metapher: Er watschelte über die Straße.

Anderes Beispiel: Der Bagger war groß wie ein Tyrannosaurus, seine Schaufel biss mit spitzen Zähnen in die Erde -> Vergleich und Metapher in einem Satz. Aber Achtung: beides muss zueinander passen. Der Satz wäre holprig und würde nicht funktionieren, wenn er hieße: Der Bagger war groß wie ein Haus und die Schaufel biss mit spitzen Zähnen in die Erde. Du merkst es, oder? Ein Haus kann nicht beißen, meines Wissens 😉

Zurück zu den Sinnen und den Mitteln, derer du dich bedienen kannst, um sie in Worte zu fassen. Achte darauf, dass deine Figuren ihre Sinne nicht verlieren, schaffe Atmosphäre durch Gerüche, Geräusche und Gefühle.

Wenn dein Protagonist einen ihm fremden Raum zum ersten Mal betritt, wirkt dieser Raum auf ihn. Der Raum riecht nach etwas, in diesem Raum entstehen Töne, er erzeugt Emotionen in den Personen, die sich darin aufhalten. Beim nächsten Mal, wenn er an diesen Ort zurückkehrt, wird er sich an diese Wahrnehmungen erinnern. So erzeugst du Atmosphäre, Stimmung und Spannung – für deine Figuren und für deine Leser:innen.

Nicht nur fünf

Vergessen wir aber nicht unseren sechsten Sinn. Du weißt nicht, was das ist? Damit ist die außersinnliche Wahrnehmung gemeint. Also Ahnungen oder Gefühle, die man schwer benennen kann. Stell dir vor, du sitzt in der Bahn und hast das Gefühl, beobachtet zu werden. Das hast du sicher schon einmal erlebt. Oder – was mir mit meiner besten Freundin schon „unheimlich“ oft passiert ist – du denkst an jemanden und kurz darauf meldet genau diese Person sich bei dir. Oder, letztes Beispiel, deine Heldin ahnt, dass jemand sie im Wald verfolgt, ohne zu wissen, wer oder wieso. Höchste Spannung ist garantiert 😉

Gestalte deine Charaktere empfindsam, lass sie all ihre sechs Sinne benutzen. Damit wird deine Geschichte lebendiger und deine Figuren werden lebensechter.

Ich habe das Gefühl (!), über dieses Thema gäbe es noch viel mehr zu sagen. Wer dazu viel und Wichtiges geschrieben hat, ist Sol Stein in seinem unübertroffenen Schreibratgeber „Über das Schreiben“. Eine Rezension dazu veröffentliche ich demnächst hier im Blog.

Kommentar verfassen

Worauf es ankommt, ist schreiben, schreiben, schreiben.

Veröffentlicht am 16.1.2021 von Renate

Otto Kruse:Storytelling - Kunst und Technik des Erzählens
Ein Trainingsprogramm für kreatives Schreiben

Wenn Verkaufszahlen etwas über die Qualität eines Buchs sagen, dann bestätigen sie jedenfalls meine Meinung. Otto Kruses Buch über das Erzählen ist auf dem 3. Rang der verlagsinternen Bestsellerliste des Autorenhaus Verlags. Auf Platz 2 liegt „Garantiert kreativ schreiben lernen“ von Gabriele Rico (Rezension demnächst hier) und auf Platz 1, was niemanden wundern dürfte, „Rette die Katze!“ von Blake Snyder (meine Rezension dazu findest du hier).

Ich gestehe, meine Gedanken während der ersten Kapitel des Buchs von Otto Kruse, welches im Jahr 2020 neu aufgelegt wurde, waren: ‚Oh, welch ein Theoretiker. Das wird langweilig und langatmig.‘ Wie falsch ich mit diesem ersten Eindruck doch lag!

Denn wenn man die ersten etwa 40 Seiten durchhält, wird man mit präzisen, komprimierten und sehr professionellen Anleitungen zum Kreativen Schreiben belohnt. Der ehemalige Professor für Angewandte Linguistik und Leiter des Centre for Academic Writing in Zürich bringt mit großem Geschick, prägnanten Formulierungen und praktischen Übungen sein Wissen über Kreatives Schreiben an den Mann und die Frau.

Was mir dabei besonders gut gefällt und was dieses Buch von vielen anderen unterscheidet ist der Aufbau der Übungen. Der Autor bedient sich nicht der Hilfe von Unmengen von Zitaten, er arbeitet durchgängig mit den von den Übenden entwickelten Texten. So kann im Laufe des „Trainingsprogramms“ eine in allen Aspekten professionell ausgearbeitete Erzählung entstehen.

Er beginnt mit der Entwicklung der Erzählstimme und kommt dann zu der Entscheidung über den Erzähler. Dazu gehört unabdingbar die Entwicklung der Figuren, allen voran natürlich die Protagonisten. Dazu gehört aber auch die Erzählperspektive, die Erzählzeit, selbstredend der Plot, die verschiedenen Handlungsstränge und schließlich die Prämisse. Doch Otto Kruse geht noch tiefer ins Detail, behandelt die Gestaltung lebensechter und spannender Dialoge sowie darüber hinaus ebenso fundiert die Textgestaltung, Formulierungsfallen und abschließend die Überarbeitung. Zu allem liefert er etliche Übungen, die sich leicht umsetzen lassen, dabei aber all diese Aspekte nachvollziehbar machen. Und dieses Trainingsprogramm macht tatsächlich Mut, es schreckt nicht ab, sondern verlockt im Gegenteil dazu, es unbedingt selbst zu versuchen. Man kann dabei nur gewinnen, an Kenntnis, an Erfahrung und an Motivation.

„Schließlich das Wichtigste noch einmal: Worauf es ankommt, ist schreiben, schreiben, schreiben. So lange Sie formulieren, so lange Sie um das richtige Wort kämpfen, so lange Sie nach Themen suchen, so lange Sie um eine Struktur für Ihre Geschichte ringen, so lange Sie schreibend die Welt zu begreifen versuchen – so lange entwickeln Sie auch Ihr Vermögen, das Leben zur Sprache zu bringen.“ (S. 245)

Otto Kruse: Storytelling - Kunst und Technik des Erzählens
Ein Trainingsprogramm für kreatives Schreiben
Autorenhaus Verlag, 2020
Gebundene Ausgabe, 251 Seiten, 19,99€

Kommentar verfassen

Teil des Meisterkurses

Veröffentlicht am 10.1.2021 von Renate

Stephan Waldscheidt: Erzählperspektiven

„Je tiefer Sie als Autor in der Perspektive drin sind, desto relevanter wird das, was Sie schreiben, desto klarer entstehen Bilder im Kopf Ihrer Leser, desto intensiver lassen Sie die Leser fühlen.“ (S. 9)

Wer schreibt, egal ob Roman oder Erzählung, ob Liebesgeschichte oder Krimi, der muss wissen, wer erzählt (Erzähler), wie wird erzählt (Stimme) und aus welchem Blickwinkel wird erzählt (Perspektive). Nur wenn all diese drei Aspekte harmonieren, wenn Autor:innen hier die richtigen Entscheidungen treffen, dann gelingt ein Roman, eine Geschichte. Und es handelt sich um echte Entscheidungen, hier darf man nichts dem Zufall überlassen, sich nicht treiben lassen. Dabei aber trotzdem auf das Bauchgefühl hören. Damit das Gefühl sich aber melden kann, muss man die verschiedenen Perspektiven, verschiedene Stimmen ausprobieren, damit experimentieren.

Zuerst einmal geht es darum, aus wessen Sicht erzähle ich meine Geschichte, aus der eines der Protagonisten oder aus der eines (stillen) Beobachters? Im nächsten Schritt muss ich wählen zwischen der auktorialen und der personalen Erzählperspektive. Bei letzterer habe ich wiederum mehrere Möglichkeiten, ich kann in der ersten oder der dritten Person erzählen oder die etwas exotischeren Varianten, die zweite Person Singular zum Beispiel, aussuchen. Oder sogar multiperspektivisch erzählen, d.h. aus verschiedenen Blickwinkeln erzählen.

Wer an dieser Stelle angekommen ist, wer sich hier für einen der möglichen Wege entscheiden muss, damit der Roman, damit die Geschichte die Leser erreicht, in ihnen Gefühle weckt und nachhallt, der sollte zu diesem Buch von Stephan Waldscheidt greifen. Viele Ratgeber zu kreativem Schreiben handeln diesen Aspekt ab, beschäftigen sich mit der Frage der Perspektiven, aber bei noch keinem, den ich bisher las, war dieses Thema so ausführlich, so tiefgründig und so erschöpfend aufbereitet.

Stephan Waldscheidt zeigt alle Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Perspektiven auf, er schildert die Risiken bei der falschen Wahl, er bringt unzählige Beispiele aus der zeitgenössischen Literatur, nachahmenswerte Beispiele und solche, wie man es eher nicht machen sollte. An dieser Stelle muss ich das einzige Manko erwähnen, das ich in seinem Buch sehe: die gewählten Beispiele sind fast ausschließlich aus ausländischen, zumeist amerikanischen Büchern und vorrangig aus Thrillern oder Fantasyromanen zitiert. Abgesehen von dem Problem, dass durch Übersetzungen möglicherweise manche Wirkung verändert wird, hätte ich es gerne gesehen, wenn mehr Zitate aus deutschsprachigen Büchern, mehr Zitate aus verschiedenen Genres gewählt worden werden. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau, denn natürlich tut das dem Inhalt und dem Gehalt des Buches von Stephan Waldscheidt keinerlei Abbruch.

Es ist ein sehr intensives Buch, es deckt so viel mehr ab als nur die Erzählperspektiven. Denn selbst die bestmögliche Perspektive funktioniert nur im Zusammenspiel mit all den anderen Aspekten eines Romans. Plot, Figuren und Setting müssen ausgearbeitet sein, Spannung und Emotionen müssen transportiert werden – schlicht: der Leser muss erreicht werden. Es ist unmöglich, in einer Rezension all die Themen abzudecken, die Waldscheidt in seinem Buch anspricht, man würde seinem Buch nicht gerecht.

Wenn ich Stephan Waldscheidts Bücher lese, bin ich immer hin-und-hergerissen: Einerseits geben sie mir einen immensen Motivationsschub (weshalb ich etliche seiner Ratgeber gerne immer wieder zur Hand nehme), andererseits führen sie regelmäßig dazu, dass ich denke: das schaffst du nie. Doch wer die Bücher von Stephan Waldscheidt, insbesondere die der Reihe „Meisterkurs Romane schreiben“, gelesen hat, hat die wesentlich größeren Chancen, es zu schaffen. Seine Bücher sollten in der Bibliothek keines Autors fehlen.

Stephan Waldscheidt: Erzählperspektiven - auktorial - personal - multiperspektivisch
Selbstverlag, Dezember 2020
Taschenbuch, 355 Seiten, 19,99€

Kommentar verfassen

Was hat die Katze damit zu tun?

Veröffentlicht am 9.11.2020 von Renate

Blake Snyder: Rettet die Katze! Das ultimative Buch übers Drehbuchschreiben

Die Gesetze des Blake Snyder! Wer braucht noch etwas anderes, um schreiben zu können? Nachdem ich dieses ultimative Buch nun endlich gelesen habe, verstehe ich, warum all die anderen Autoren und Autorinnen von Ratgebern über das Kreative Schreiben aus dem Buch von Blake Snyder zitieren und jedem und jeder raten, sich an seine „Gesetze“ zu halten.

Das Buch ist im Original 2005 erschienen und wurde in diesem Jahr vom Verlag in neuer Ausgabe herausgebracht. Blake Snyder, der bereits 2009 verstarb, ist ein in den USA bekannter Drehbuchautor, der hier all seine Tricks offenbart und das auf unnachahmliche Weise. Sein Stil ist so munter, humorvoll, selbstironisch und flott, dass man das Buch nicht aus der Hand legen mag. Und das ist für einen Ratgeber ja doch eher ungewöhnlich.

Dabei ist unbedingt festzuhalten und zu unterstreichen, dass all seine Tipps und Anregungen eins zu eins übertragbar sind auf das Schreiben von Romanen und Geschichten. Diese Tricks funktionieren nicht nur bei Drehbüchern. Natürlich hat man manches oder vieles auch schon anderswo gelesen – und ich habe wirklich viele Ratgeber übers Schreiben gelesen – aber noch nie fand ich alles so klar und leicht verständlich, so nachvollziehbar und nachahmbar, so herrlich frisch und locker formuliert.

Blake Snyder beginnt mit den unabdingbaren Zutaten für ein Drehbuch. Da ist zuerst die Logline, ohne die gar nichts funktioniert, ohne die man ein Drehbuch nie verkaufen können wird. Da ist die Entscheidung, in welches Genre das Buch gehören soll. Und da ist die Frage: wer ist der Held - wahlweise die Heldin – des Buchs.

Sind diese Fragen beantwortet, dann – und das ist das Beste an diesem Buch – kommen die „15 Beats“. Oder, mit anderen Worten, die Struktur des Drehbuchs. Hier liegt natürlich eine Plotform zugrunde, die sich an der altbekannten „Heldenreise“ orientiert. Nur sind diese Snyderschen Beats so perfekt und eingängig formuliert, dass es wie eine Offenbarung ist. Ich gerate ins Schwärmen, aber das ist hier durchaus angebracht. Diese 15 Beats, zu denen u.a. die Plotpoints, der Zentrale Punkt, aber auch „Spiel und Spaß“ oder „Alles verloren“ gehören, leiten dann im nächsten Schritt über zur Ausarbeitung der Szenen.

Hier bedient sich Snyder fast altmodisch einer Pinnwand oder einer Tafel, an welcher er die vier Teile eines Drehbuchs markiert und darin dann die 40 Karten anordnet, die den Handlungsablauf darstellen. Und diese Zahl ist verbindlich! Snyder erlaubt nur 40 Karten und keine einzige mehr. Auf diesen Karten werden die Szenen beschrieben, kurz, mit wenigen Worten, aber immer mit der Angabe des Konflikts und der Veränderung, die Held oder Heldin in dieser Szene durchmachen. Auch das ist etwas, das man als Autorin stets im Kopf behalten sollte: jede Szene ist wie eine Geschichte, ein Buch für sich, mit Anfang, Mitte, Ende, mit Konflikt und Entwicklung.

Hat man diese Aufgabe der Szenengestaltung mittels 40 Karten bewältigt, geht es an die „Fehlersuche“. Hier greifen die Snyderschen Gesetze, die schon aufgrund ihrer krassen, witzigen Benennungen definitiv im Gedächtnis bleiben: „Der Papst im Pool“ oder „Hinkebein und Augenklappe“. Letzteres beispielsweise bezieht sich auf die Beschreibung der Nebenfiguren, die sich den Zuschauern (oder Lesern) nur einprägen, wenn sie unverkennbare Merkmale haben, wie eben z.B. eine Augenklappe.

Zum Abschluss folgt noch ein Kapitel über die Vermarktung respektive Umsetzung des Drehbuchs. Auch das gefällt mir sehr gut, zeigt es doch einmal mehr, dass mit dem Wort „Ende“ unter einem Buch die Arbeit noch lange nicht zu Ende ist.

Das Buch „Rette die Katze“ ist in meinen Augen ein Lese-Muss für alle, die sich Autor oder Autorin nennen wollen. Und wer es liest, erfährt dann auch, was der Titel bedeutet …

Blake Snyder: Rettet die Katze
Autorenhaus Verlag, Dritte Auflage 2020
Gebundene Ausgabe, 204 Seiten, 19,99€

Kommentar verfassen

Ein Kurs für Anfänger und Fortgeschrittene

Veröffentlicht am 24.9.2020 von Renate

Jesse Falzoi: Creative Writing - Texte und Bücher schreiben
Der neue Kreativ-Schreiben-Kurs in 16 Lektionen

Es fasziniert mich immer wieder, wie weit voraus die Amerikaner uns sind, wenn es um das Studium des Kreativen Schreibens geht. Nicht nur, dass man dieses Fach in den USA an vielen Orten studieren kann, bei uns hingegen ist es eher ein sehr selten angebotenes Studienfach. Sondern auch, weil die Qualität der Lehre und offensichtlich auch der Lehrenden dort unglaublich hoch ist (oder sein muss). Ein Symptom dafür ist ja ganz sicher die Menge an amerikanischer Literatur, die bei uns auf dem Buchmarkt monatlich erscheint. Und ein weiteres ist das hier vorliegende Buc von Jesse Falzoi. Denn die Autorin dieses Kurses in 16 Lektionen hat in den USA Creative Writing studiert. Und das merkt man beim Lesen ihres Buches auf jeder einzelnen Seite. Ihr Buch hat mich genauso begeistert wie ein weiteres, das auf dem Studium in den USA aufbaut, nämlich „Romane und Kurzgeschichten“ von Alexander Steele, ebenfalls im Autorenhaus Verlag erschienen.

Jesse Falzoi widmet sich so ausführlich wie nötig und so komprimiert wie möglich allen entscheidenden Aspekten des Kreativen Schreibens: Charaktere, Plot, Anfang und Ende einer Geschichte, Thema, Dialoge, Titelfindung und vieles mehr. Dabei betont sie unter anderem, dass eine Autorin oder ein Autor stets einen Vertrag mit den Leser*innen eingeht. Weil nämlich am Anfang eine Erwartung beim Leser oder der Leserin geweckt wird – weshalb auch der erste Satz bzw. der erste Absatz eines Romans oder einer Kurzgeschichte von so entscheidender Bedeutung ist. Diese Erwartung gilt es zu erfüllen, will man seine Leserschaft nicht enttäuschen und dadurch für künftige Bücher verlieren.

Die deutsche Schriftstellerin Jesse Falzoi, die mit einem Stipendium in den USA studierte und dort den Master of Fine Arts in Creative Writing errang, belegt alle ihre Ratschläge und Tipps mit vielen wertvollen und hilfreichen Beispielen. Hier allerdings liegt auch mein einziger Kritikpunkt an ihrem Buch: Fast ausschließlich zieht die Autorin Beispiele aus der amerikanischen Literatur heran, abgesehen von wenigen Zitaten aus Werken aus anderen Ländern. Deutsche Schriftsteller hingegen werden kaum oder gar nicht zitiert oder als Beispiel erwähnt. Abgesehen davon, dass immer auch die Gefahr besteht, dass Übersetzungen nicht genauso wirken wie die Originaltexte, gibt es meines Erachtens sicher auch im deutschsprachigen Raum zitierenswerte Literatur, die angehenden Neu-Autoren als Beispiele dienen könnten.

Aber das ist wirklich das Einzige, was ich an diesem 16-teiligen Kurs zu bemängeln habe. Die Autorin vermittelt mit leichtem, sehr gut lesbarem Stil all das nötige Handwerkszeug, das man braucht, um spannende, berührende und vor allem nachhallende Geschichten zu Papier zu bringen. Besonders freut es mich natürlich, dass für sie derselbe Aspekt des Schreibens der Wichtigste ist wie für mich: die Figuren. Auf deren Ausarbeitung und die Vertiefung der Charaktere legt Jesse Falzoi großen Wert, was ich gerne unterschreibe.

Hierbei macht sie keinen Unterschied zwischen dem Schreiben von Romanen oder von Kurzgeschichten: „Die Kurzgeschichte erfordert nicht weniger Mühe und Arbeit als ein Roman, der einzige Unterschied ist die am Ende sichtbare Anzahl der Wörter. Gerade in der Kurzgeschichte müssen Sie Ihren Protagonisten genau studieren, denn er ist es, der dafür sorgt, dass man sich an Ihre Gescchichte erinnert, …. (S.30).

Dieses Buch gehört für mich zu den besten und hilfreichsten Lehrbüchern über Kreatives Schreiben, die ich bislang gelesen habe. Und das waren einige. Ein sehr empfehlenswertes Buch sowohl für Anfänger wie durchaus auch für Fortgeschrittene.

Jesse Falzoi: Creative Writing / Texte und Bücher schreiben / Der neue Kreativ-Schreiben-Kurs in 16 Lektionen
Autorenhaus Verlag, 2017
Gebundene Ausgabe, 300 Seiten, 22,99€

Kommentar verfassen

Zuerst kommt der Mörder

Veröffentlicht am 17.8.2020 von Renate

James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt

Als großer Fan von James N. Frey und seinen Büchern zum Kreativen Schreiben ist es natürlich selbstverständlich, dass auch ich als Nicht-Krimiautorin dieses, von emons neu aufgelegte Buch des bekannten Autors lese. Dabei darf man den Untertitel nicht unterschlagen „Von der Inspiration bis zum fertigen Manuskript: eine schrittweise Anleitung".

Und genau das ist dieses Buch: eine detaillierte, umfangreiche und für angehende Krimiautor*innen meines Erachtens unverzichtbare Anleitung zum Schreiben eines spannenden und von Anfang bis Ende durchdachten Kriminalromans.

Besonders interessant war für mich eines der ersten Kapitel, in dem der Autor die Gründe nennt, warum Menschen so gerne Krimis lesen. Dabei zitiert er andere Fachleute und Autoren, die z.B. diese Gründe nennen: der Nervenkitzel, die Befriedigung, den Übeltäter bestraft zu sehen, die Identifikation mit dem Helden und schließlich das Gefühl, die Geschichte spiegele die Realität wieder. Insbesondere über letzteres ließe sich sicher streiten, aber das muss jede*r für sich selbst hinterfragen.

Am Anfang eines jeden Romans und also auch eines Krimis steht natürlich die Idee. Frey erklärt, woran wir gute und schlechte Ideen unterscheiden können und wie hilfreich es ist, sich an erfolgreichen Krimischriftstellern zu orientieren. Übrigens sind natürlich viele der Tipps und Anleitungen, die wir in diesem Buch bekommen, auf andere Genres übertragbar, auch wenn es in jeweiligen Roman vielleicht keinen Schurken oder Mörder gibt.

Davon ausgehend, dass ein guter Krimi (fast) immer einen Mord zum Thema hat, ist die Schaffung der Figur des Mörders eine der ersten Aufgaben. Hier hilft die Lektüre von Lajos Egris „Literarisches Schreiben“ enorm weiter, ein Buch, das ich von Herzen empfehlen kann und auf das Frey in seinem Buch wiederholt verweist.

Bevor wir uns dann an die Ausarbeitung des Plots machen sollten ist die Figurenentwicklung dran. Die Figur des Gegenspielers des Mörders, also der Held/Detektiv des Romans ist dabei die nächste. Übrigens liegt hier einer meiner Kritikpunkte am vorliegenden Buch von James Frey: von Anfang bis Ende verwendet er diesen Doppelbegriff Held/Detektiv, ausgehend von der Struktur der Heldenreise, eine gängige Plotbasis, insbesondere bei Krimis. Diese Schreibweise ist mit der Zeit unglaublich störend, ein Hinweis zu Beginn, dass mit Held immer der Detektiv (oder umgekehrt) gemeint ist, hätte m.E. völlig ausgereicht. So wie es ist wird das Lesen erschwert und die Lesefreude vermindert.

Desgleichen hat der ständige Verweis auf die anderen beiden Bücher des Autors „Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, Teil I und Teil II“ auf die Dauer ziemlich genervt. Eigenwerbung ist gut und schön und hier durchaus berechtigt, aber die eigenen Machwerke auf gefühlt jeder zweiten Seite zu zitieren wirkt doch reichlich aufdringlich und störend.

Davon unabhängig ist die Qualität des Ratgebers natürlich unbestritten. Das Buch ist in jedem Fall Pflichtlektüre für angehende Krimiautoren. Wie Frey anhand eines durchgängig als Basis der Erläuterungen verwendeten Beispielkrimis Figuren entwickelt, einen Plot entwirft, das Stufendiagramm ausarbeitet und schließlich auch die Anfangsszene gestaltet, das ist faszinierend, wunderbar leichtfüßig geschrieben und fesselnd zu lesen. Fast wirkt es, als nähme man an einem Workshop des Autors teil und höre ihn leibhaftig sprechen.

Abgeschlossen wird schließlich die Anleitung mit den in anderen Büchern zum Kreativen Schreiben oft vernachlässigten Themen: wie finde ich eine Agentur, wie läuft die Zusammenarbeit mit einem Lektor, wie vermarkte ich mein Buch.

Fazit: Ein - trotz der genannten Kritikpunkte - uneingeschränkt empfehlenswertes Buch für Krimiautoren und solche, die es werden wollen.

James N. Frey: Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt
emons, Dezember 2019
Paperback, 270 Seiten, 16,80 €

Kommentar verfassen

Alles begann mit einer Zeitungsanzeige

Zehn Jahre SiebenSchreiber

Veröffentlicht am 6.8.2020 von Günter

Ja, es ist wirklich wahr. Und ich muss mich immer wieder kneifen, um es zu realisieren! Vor nunmehr 10 Jahren griffen nach einer Zeitungsanzeige sieben Menschen zum Telefonhörer, um sich für das erste Treffen einer neu zu gründenden Schreibwerkstatt am 10. 5. 2010 anzumelden. Ich erinnere mich noch gut an das kribbelnde Gefühl, als sich am anderen Ende der Leitung Sandra Wagner meldete, die uns dann anfangs die handwerklichen Grundkenntnisse für die eigene Schreibtätigkeit vermittelte…

Gerade eben, vor dem Schreiben dieses Blogbeitrages, habe ich noch einmal meinen Beitrag aus 2017 zum siebenjährigen Bestehen unserer Autorengruppe nachgelesen. Ich werde natürlich das damals Geschrieben nun nicht noch einmal wiederholen. Festzuhalten ist jedoch, dass die SiebenSchreiber auch im Jahr 2020 immer noch bestehen und nun ihr 10jähriges und damit erstes rundes Jubiläum feiern können!

Festzuhalten ist auch, dass sich der Zusammenhalt der Autorengruppe noch weiter verdichtet hat. Dies hat dazu geführt, dass sich die Zahl der Veröffentlichungen und auch die Zahl der Lesungen und Auftritte deutlich vermehrt haben - einmal abgesehen von diesem Jahr 2020, welches durch die Corona-Pandemie so unselig geprägt ist. Festzuhalten ist weiterhin, dass wir immer häufiger eingeladen werden und uns deutlich weniger um Engagements selbst bewerben müssen. Es macht natürlich Freude, diese Bestätigung durch das Publikum zu bekommen.

Freude ist dann der Antrieb für neue und ungewöhnliche Aktivitäten, die unsere Tätigkeit und uns als Gruppe deutlich weiterbringen. Hierzu gehört sicherlich der mehrtägige Aufenthalt im Literaturhotel Iserlohn im letzten Jahr mit einem effektiven Schreibkurs. Dass dieses Event schließlich für uns zu einer Einladung zu einer Lesung im Rahmen des dortigen Kultur- und Literaturprogrammes geführt hat, ist umso motivierender.

Wir selber merken alle, dass wir uns in diesen Jahren deutlich weiterentwickelt haben, sowohl im Schreiben wie auch in unserer Außendarstellung. Die immer fortschreitende „Entwicklung“ ist dabei sicherlich der zentrale Begriff für unsere Zusammenarbeit innerhalb der Autorengruppe der SiebenSchreiber: Entwicklung von einem Kurs für Kreatives Schreiben im Jahr 2010 zu einer inzwischen überregional präsenten Autorengruppe im Jahr 2020, nicht zu vergessen die Entwicklung zu einer menschlich gefestigten Gruppe mit engen persönlichen Kontakten.

Denn Eines ist uns allen klar: Die Arbeit in der Autorengruppe hat uns allen auch eine individuelle und persönliche Entwicklung ermöglicht, die wir allein und ohne den regelmäßigen Austausch miteinander sicher nicht gehabt hätten!

Bleibt die Frage nach der Zukunft. Natürlich hat Corona unsere Pläne für dieses Jubiläumsjahr 2020 nicht zuletzt wegen des Ausfalles zahlreicher Veranstaltungen massiv durcheinander gerüttelt. Aber wir waren uns einig, selbst an der weiteren Entwicklung der SiebenSchreiber zu arbeiten und neue Wege zu gehen. Nach dem bekannten Motto: Wer nicht mit der Zeit geht, der geht mit der Zeit.

Ich persönlich freue mich, dass wir die Hände nicht in den Schoß oder, besser gesagt, die Feder beiseitegelegt haben. So haben wir als kleinen Beitrag zur Bewältigung der Coronakrise selbstgelesene Texte als Audiodateien eingespielt und kostenfrei auf unserer Seite zugänglich gemacht. Ich hätte niemals mit einer solchen Vielzahl an Clicks gerechnet. Außerdem haben wir ohne viel „Federlesen“ ein neues Buch, unser Jubiläumsbuch, vorbereitet.

Der nächste Auftritt der SiebenSchreiber wird im Rahmen der 2. Wegberger Literaturtage vom 18. – 20. 9. Stattfinden, und zwar mit Jubiläumslesung und Buchvorstellung (Details hierzu hängen noch von der dann aktuellen Coronasituation ab und werden in der Presse und hier auf der Website bekannt gegeben). Des Weiteren sind wir im Oktober für eine großartige Veranstaltung in Erkelenz engagiert. Hier soll dem Veranstalter jedoch nicht vorgegriffen werden.

Das Fazit ist also ganz eindeutig:
Es geht mit Fantasie und Feder weiter!
Es bleibt spannend!
Ideen gibt es genug!

Die SiebenSchreiber sind noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen!
Wir freuen uns - zusammen mit unserem Publikum und wie in unseren Texten- auf weitere interessante, wendungsreiche, amüsante, spannende und erfolgreiche gemeinsame nächste Jahre.

Kommentar verfassen

Wie sag ich´s ihm?

Veröffentlicht am 22.5.2020 von Renate

Kritik ist ja bekanntlich so eine Sache. Sie kann sehr weh tun, sie kann alles noch schlimmer machen, ja, sie kann Beziehungen und Freundschaften zerstören. Aber Kritik kann auch helfen, weiterbringen, konstruktiv sein. Worauf es ankommt, ist dabei nicht nur der Inhalt der Botschaft, sondern wie sie überbracht wird. Also ist die entscheidende Frage: wie sag ich’s ihm.

Dieses Problem dürften professionelle Lektoren zur Genüge kennen. Ich kann mir einigermaßen ausmalen, wie ein erfolgreicher Autor reagieren mag, wenn eine junge Lektorin (sorry für das Klischee) es wagt, an seinem Lieblingssatz im neuesten Werk herumzumäkeln. Und was ist unsere Reaktion, wenn die Freundin oder der Ehepartner tatsächlich mal ehrlich über unser letztes, unter Schweiß und Tränen entstandenes Elaborat urteilen? Aber sollen sie dann lieber schweigen, um der Liebe und des Friedens willen? Das wollen wir doch auch nicht. Eben.

Kritik zulassen

Also müssen wir Autor*innen uns öffnen für Kritik, ja eigentlich müssen wir sie uns herbeiwünschen. Denn in einem sind wir uns doch alle einig, oder? Nur wenn wir Feedback bekommen zu unseren Texten und nur, wenn dieses Feedback der Testleser absolut ehrlich ist, bringt es uns weiter. Tut mir echt leid, dass ich hier Binsenweisheiten von mir gebe, aber manchmal muss man glasklare Dinge einfach nochmal blank putzen, soll heißen, ganz deutlich aussprechen. Ich erlebe es immer wieder, dass Kritik nicht angenommen oder auch mal sehr persönlich genommen wird, dass Autor*innen ausgesprochen beratungsresistent sind. Im krassesten Fall, wenn die Texte gegenseitig ausgetauscht werden, verreißt der Kritisierte den Text des Kritisierenden nun ganz fürchterlich aus lauter „Rache“ und das wiederum bringt letzteren auch nicht weiter.

Aber wie gehen wir dann vor, wenn wir mit unserer Kritik helfen wollen, wenn wir dem Autor zeigen möchten, wie es „besser“ klingt, wie es mehr Wirkung entfaltet usw. Und natürlich umgekehrt muss auch die Frage gestattet sein, wie gehen wir selbst mit Kritik um, können wir sie annehmen, ohne gleich beleidigt zu sein? Oder denken wir jedes Mal im Stillen doch: dieser Idiot, was weiß der schon?

Na ja, es ist schon so, wenn ich mal ganz ehrlich bin, dass ich auch Kritik an meinen Texten eher von jemandem annehme, der selbst sehr gut schreibt. Wenn ein Autor, dessen Geschichten ich grottenschlecht finde, an meinem neuen Lieblingswerk herumkrittelt, dann habe ich da schon einige Vorbehalte, so nach dem Motto: weiß der überhaupt, wovon er spricht? Aber ist das so falsch? Würde ich mir von einem Menschen, der kein Instrument spielen kann, mein Klavierspiel kritisieren lassen? Okay, das Beispiel hinkt, denn einer, der nicht selbst musiziert, kann ja dennoch ein gutes Ohr haben. Genau wie jemand, der nicht oder schlecht schreibt, ein passionierter Leser sein kann und von dort seine „Berechtigung“ oder Befähigung zur Kritik ableiten kann. Das war jetzt ziemlich kompliziert formuliert, eigentlich wollte ich nur sagen: wer viel liest sollte im Grunde auch konstruktiv mithelfen können, Texte zu verbessern. Aber trotzdem fällt es mir doch viel leichter, Tipps und Anregungen von derjenigen anzunehmen, deren Schreibstil mir gefällt oder wo ich mir vielleicht sogar wünsche, genauso gut schreiben zu können.

Kritik erbitten

Jetzt aber mal Butter bei die Fische: wie bekomme ich wirklich hilfreiche Kritik und wie nehme ich sie entgegen? Das fängt doch erstmal damit an, dass ich mir genau überlege, wen ich um seine Meinung zu meinem Text bitte, siehe oben. Und dann habe ich ja in der Regel auch sehr konkrete Fragen, mal abgesehen von dem allgemeinen Eindruck, nach dem Motto Gefällt mir oder Mag ich gar nicht. So möchte ich unter anderem wissen, ob die Figuren gut herausgearbeitet sind, ob ihre Handlungen folgerichtig sind. Ich will erfahren, ob der Handlungsablauf logisch ist oder ob mir gravierende Fehler unterlaufen sind. Der Testleser soll mir genau erklären, wo es für ihn beim Lesen gehakt hat, welche Passagen für ihn unverständlich waren und so weiter und noch mehr. Und natürlich, ist doch klar, möchten wir ausdrücklich auch genau erfahren, was unseren Testleser*innen an unserer Geschichte, unserem Roman usw. besonders gut gefällt. Womit haben wir sie erreicht, welche Bilder, Formulierungen haben sie besonders angesprochen?

Was bietet sich also an? Ganz einfach, genau diese Fragen sollte ich dem Testleser auch genauso stellen. Ausformuliert und ins Detail gehend. Und mich dann nicht wundern, sondern freuen, wenn ich ebenso detaillierte Kommentare zurückbekomme. Für die ich mich dann natürlich auch ganz besonders ausdrücklich bedanke. Und nicht beleidigt bin und, falls mein Testleser ebenfalls Autor*in ist und mir seine Texte zum Testlesen gibt, ihm ebenso konstruktiv und freundlich seine Fragen beantworte.

Kritik üben

Wenn wir aber auf dieser anderen Seite stehen, wir also um unsere Meinung zu einem Text gefragt werden, wie „verpacken“ wir unsere Kritik, unseren Anmerkungen, Verbesserungen und Ratschläge? In einem früheren Leben, als Lernen mir noch leichter fiel, wurde mir eine Weisheit beigebracht, die ich mir bis heute gemerkt habe – und die du vermutlich auch kennst, denn es ist nichts so Aufregendes wie die Relativitätstheorie, sondern einfach nur die Erkenntnis: verpacke etwas Negatives in etwas Positives. Mit anderen Worten: wenn dich jemand bittet, seinen Text zu überarbeiten, beginne mit Lob. Liste zuerst all das auf, was dir an seinem oder ihrem Roman oder der Kurzgeschichte besonders gut gefällt, was gelungen ist, wo die Geschichte dich intensiv gefesselt hat und so weiter. Und danach vermeide bitte solche Formulierungen wie: „Das und das hast du gut formuliert, aber hier ….“ Oder „Diese Stelle gefällt mir, aber ich würde es so schreiben…“. Du verstehst, was ich sagen will? Streiche beim Lektorieren am besten das Wort aber aus deinem Wortschatz. Jedes aber relativiert, verkleinert das vorangegangene Lob oder macht es gar völlig unsichtbar. Denn der Autor sieht nur das aber und hat schlagartig alles was im Satz zuvor stand, vergessen. Warum das so ist, kann ich dir nicht sagen, ich bin keine Psychologin. Ich beobachte nur, mich selbst und andere.

Hilfreich sind auch Fragen. Stell der Autorin Fragen. Warum hat sie die Handlung hier so fortgeführt und nicht anders, warum lässt sie den Protagonisten an dieser Stelle genau das genau so sagen. Führe sie mit deinen Fragen dahin, dass ihr möglichst selbst und von allein klar wird, wo Verbesserungspotential ist. Sprachliche Schnitzer kannst du eventuell einfach kennzeichnen, sie verlangen nicht unbedingt nach ausführlicher Erklärung. Wenn du Änderungsvorschläge machst, sei behutsam, ändere nichts ohne mit der Autorin darüber zu sprechen, erkläre deine Gedanken und beharre nicht auf deinen Vorschlägen, wenn sie ihrerseits darauf besteht, diese Stelle nicht ändern zu wollen.

Denn am Ende ist jeder Autor und jede Autorin Chef*in im Ring und damit am Ende für den Text, die Geschichte oder den Roman ganz allein verantwortlich. Wenn er oder sie also unseren Ratschlag nicht annehmen will, so ist das sein/ihr gutes Recht und wir sollten darüber nun ebenfalls nicht beleidigt sein. Mal abgesehen davon, dass wir selbst schließlich auch nicht allwissend sind. Und schlussendlich hat Schreiben etwas mit Kreativität zu tun und also etwas mit Kunst. Und Kunst ist und bleibt Geschmacksache.

Kommentar verfassen

Kommentar von: Anneliese

Datum: 26.05.2020 um 20:48
Super toller Blogbeitrag von dir, Renate. Du hast schon des öfteren bewiesen, dass du den Inhalt auch gut anwendest.

Wegberg-Hamburg-München

Audiodateien der Siebenschreiber

Veröffentlicht am 11.5.2020 von Günter

Keine Sorge!
Es geht in diesem Blogbeitrag nicht um eine Kopie des Werbespruchs für ein bekanntes Haarpflegemittel oder ein Remake des Textes eines bekannten Popsongs. Es geht vielmehr um einen Zwischenruf zu den Audiodateien, die die SiebenSchreiber seit einigen Wochen als kostenloses Hörangebot in Coronazeiten auf ihrer Website online gestellt haben.

Überraschung!
Bei mir sind inzwischen zahlreiche Rückmeldungen hierzu eingegangen. Sowohl im persönlichen Gespräch, wie auch telefonisch oder per Mail oder WhatsApp. Gut - ich hatte den Hinweis auf diese Aktion der SiebenSchreiber an zahlreiche Adressen weitergeleitet.
Klar - diejenigen, die ich damit genervt habe, werden sich kaum auch noch bei mir melden.
Aber diese Nachricht scheint sich ziemlich weit verbreitet zu haben. Erfreulich sind die zahlreichen positiven Statements auch von Menschen, die ich persönlich gar nicht kenne. Bezüglich der Aktion als solcher wie auch der von den SiebenSchreibern gelesenen Texte.
Und ja - die Antworten mit der weitesten Entfernung kommen tatsächlich aus Hamburg, München und Stuttgart.

Kommentar verfassen

Für Literaturfans:

Veröffentlicht am 13.3.2020 von Renate

Peter-André Alt:Jemand musste Josef K. verleumdet haben - Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten.

Am Beginn jeder Erzählung steht ein Verführungsversuch. (S. 10) Wie wahr dieser erste Satz des Buchs von Peter-André Alt ist. Denn was ist es, das uns dazu verführt, ein Buch zu kaufen? Das Cover, der Titel und? Genau, der erste Satz. Wenn er uns nicht überzeugt, nicht verführt, wenn er uns nicht hineinzieht in das Buch, dann hat es schon verloren und wir lassen es in der Buchhandlung zurück.

Peter-André Alt ist Literaturwissenschaftler an der Freien Universität Berlin und Präsident der Hochschulrektorenkonferenz. Er hat u.a. Bücher über Schiller, Kafka oder Freud veröffentlicht. Und nun schreibt er über erste Sätze der Weltliteratur. Er zitiert fast 250 erste Sätze, von Homer über Goethe, Poe, Twain, Grass, bis Patrick Süßkind, Michel Houellebecq, Paula Hawkins. Er analysiert, wie sich die ersten Sätze über die Jahrhunderte verändert haben, was damals und was heute ihre Absicht, ihre Intention ist.

Und danach ist sein Buch gegliedert. Nach dem, was die ersten Sätze sagten und sagen. Darin spiegelt sich auch immer die jeweilige Art der Rezeption von Literatur, von Romanen wider. So tarnen sich im frühen 18. Jahrhundert die Autoren bzw. die Erzähler gerne als fiktive Herausgeber: Romanlektüre ist des Teufels, weil sie zu erotischen Phantasien verführt, die Einbildungskraft anheizt und von den Aufgaben des Tages ebenso wie von den Pflichten der Vernunft ablenkt. …. Aus diesem Grund greifen viele Autoren der Zeit zu einer schon in der Antike vertrauten Strategie, indem sie ihre Erzähler zu Herausgebern mutieren lassen. Diese behaupten, sie hätten das Manuskript mit der nachfolgend gebotenen Geschichte nur zufällig gefunden …. (S. 50-51).

Im ersten Satz eines Romans kann aber auch schon die Person des Protagonisten mit wenigen Worten eingeführt werden, so prägnant, dass der Leser zu diesem Zeitpunkt bereits ein bestimmtes Bild, eine feste Vorstellung der Figur erhält. Beispiele dafür finden sich bei Dostojewski in den Brüdern Karamasow oder bei Döblin in Berlin Alexanderplatz. Andere Schriftsteller anderer Zeiten führten dem Leser im ersten Satz den genauen Ort der Handlung vor Augen, so Victor Hugo in Der Glöckner von Notre Dame. Oder sie erzeugen schon im allerersten Satz eine solche Spannung, dass der Leser danach das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.

Das Buch von Peter-André Alt führt viele bekannte, oft zitierte erste Sätze als Beispiele an, aber auch auf die weniger berühmten lenkt er unsere Aufmerksamkeit. Es geht ihm um die Bedeutung des ersten Satzes, um die Wichtigkeit und das, was ein erster Satz verspricht. Der erste Satz kann die Wahrheit sagen oder sie verschleiern, er kann eine Offenbarung oder eine Lüge aussprechen. (S. 72)

Mich hat dieses Buch fasziniert. Ich werde keinen Roman mehr zur Hand nehmen können, ohne mir die Wirkung des ersten Satzes bewusst zu machen. Und natürlich bietet dieses Buch auch heutigen Autor*innen reichlich Lehrstoff.

Kein leichter Lesegenuss, für Literaturbegeisterte aber ein Lesemuss.

Peter-André Alt: Jemand musste Josef K. verleumdet haben – Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten
C.H. Beck, Februar 2020
Gebundene Ausgabe, 262 Seiten, 26,00 €

Kommentar verfassen

Draußen oder drinnen

Veröffentlicht am 4.1.2020 von Renate

Weißt du, welche Frage ich mir oft stelle? Diese hier: Wieso sitze ich stundenlang zu Hause am Schreibtisch, zermartere mir das Hirn und mir fällt nichts, aber auch gar nichts ein? Kaum gehe ich raus, betrete ein Café, sitze am Tisch zwischen all den anderen Leuten und mitten in all dem Lärm, rennt mein Stift quasi wie von selbst über das Papier. Oder wenn wir bei den Treffen unserer Autorengruppe eine Schreibviertelstunde einlegen, dann braucht es nur ein paar Momente und ich weiß, was ich schreiben möchte.

Warum ist das so?

Ich weiß von anderen Autoren, dass es ihnen ähnlich geht. Und denken wir an das berühmteste Beispiel, J.K. Rowling. Wo hat sie ihre Bestseller geschrieben? Eben.

Oder anderer, ähnlicher Fall: Ich brüte seit Stunden über einer möglichst tollen, prägnanten Formulierung. Und? Nix, ein Abgrund aus Nichts. Sobald ich aber beispielsweise am Herd werkele oder spazieren gehe, schwupps, ist die geniale Idee da – übrigens passiert das gerne auch nachts im Bett oder morgens unter der Dusche, wie jede Autorin weiß.

Aber nun mal im Ernst: warum ist das so? Ich wünschte, ich wüsste die Antwort. Denn dann, das ist ja klar, hätte ich meinen schon lange geplanten Roman fertig, eine eigene Anthologie verfasst und überhaupt und so weiter.

Was wäre nämlich die Lehre,

die wir aus des Rätsels Lösung ziehen würden? Dass wir natürlich dann alle außer Haus künftig unsere Geschichten und Romane verfassen und keiner würde mehr zu Hause am Schreibtisch vor leeren weißen Blättern verzweifeln. Ganz nebenbei würde das vielen kleinen Cafés in vielen kleinen Städten das Überleben sichern. Dabei fällt mir ein, dass mir gerade kürzlich der Betreiber eines sehr gemütlichen Cafés von einer Gästin erzählte, die manches Mal Stunde um Stunde bei ihm an einem Tisch sitzt und Seite um Seite füllt. Sie schriebe an einem Roman, habe sie ihm gesagt. Nun kann es natürlich sein, dass diese Autorin zu Hause vier Kinder im Kleinkindalter hat, dazu fünf Hähne, zwei bis drei Pferde und, das schlimmste von allem, einen Ehemann und sie deswegen fliehen muss, um in Ruhe schreiben zu können. Diese Fälle gibt es sicher zuhauf, aber die meine ich nicht. Denn da ist der Unterschied zwischen draußen und drinnen greifbar und offensichtlich.

Ich frage mich das jedenfalls immer wieder und ich habe bisher noch keine Antwort darauf gefunden. Es wäre ja auch interessant, mal zu hinterfragen, ob das nur belletristischen Autor*innen so geht oder auch denen von Sachbüchern oder auch Journalist*innen und anderen, die schreiben.

Meine Theorie ist,

dass uns zu Hause die falschen Dinge ablenken. Ich kann für mich bestätigen, dass meine Gedanken, wenn ich am meinem Schreib-Schreibtisch sitze, sich gerne auch mal mit dringend zu erstellenden Einkaufslisten beschäftigen oder mit dem grauslichen Chaos in der Schublade unten links im Kleiderschrank. Wenn wir außer Haus sind, fremde Leute beobachten, fremden Gesprächen lauschen, dann entspannen wir vielleicht (oder wahrscheinlich) wesentlich mehr als in der eigenen häuslichen Umgebung. Und schon entspannt unser Hirn, die zu Hause mühsam zu erringende Konzentration kommt hier ganz von allein und, voilà, plötzlich fällt uns der perfekte Text ein - na ja, erstmal eher unperfekt, aber er wird schon.

Aber das kann doch nun nicht tatsächlich bedeuten, dass wir alle besser schreiben, wenn wir nicht in den eigenen vier Wänden sind. Wie schafft man es also, dass man die Atmosphäre, das Entspanntsein, das Nicht-an-anderes-Denken, auch zu Hause erreicht? Hierfür ist mir noch keine Theorie, geschweige denn eine Lösung eingefallen? Sobald es geschieht, bist du die Erste, die es erfährt, versprochen.

P.S. Eine provokante Frage zum Schluss: könnte hier auch eine Ursache liegen, warum es mehr erfolgreiche Autoren als Autorinnen gibt??? Nur mal so in den Raum geworfen…..

Kommentar verfassen

Rat-Geber

Veröffentlicht am 21.12.2019 von Renate

Einen Rat annehmen schadet nie. Dann kann es auch nicht verkehrt sein, zwei Ratschläge anzunehmen. Hier stelle ich zwei neue Ratgeber von Stephan Waldscheidt vor:


Stephan Waldscheidt: Der Erzähler

Jedes Wort, das der Leser in Ihrem Roman liest, kommt vom Erzähler (Seite 12). Wenn sich das doch mehr Autoren zu Herzen nehmen würden. Dann würde auch manche Rezension positiver ausfallen.

Ich gestehe, ich bin ein großer Fan der Sachbücher von Stephan Waldscheidt, die sich alle mit dem Thema Kreatives Schreiben befassen. Stephan Waldscheidt hat bereits etliche Bücher über verschiedene Aspekte des Kreativen Schreibens veröffentlicht. Außerdem schreibt er in entsprechenden Zeitschriften, Foren und Blogs. Unter verschiedenen Pseudonymen verfasst er Romane und Thriller.

Was seine Bücher von den vielen anderen Ratgebern für Autoren unterscheidet ist, dass sie sich mit ganz spezifischen Aspekten innerhalb des Themas Kreatives Schreiben befassen. Davon zeugt der Ober-Titel der Reihe „Meisterkurs Romane schreiben“ und dafür ist das vorliegende Buch ein weiteres Beispiel.

Dabei sollte auch die Rezension nicht verschweigen, dass dieser Ratgeber eher für Fortgeschrittene, für Autoren mit einiger Schreiberfahrung geeignet ist. Waldscheidt sagt dies selbst im Vorwort, mit der Ergänzung, dass natürlich auch Roman-Anfänger herzlich eingeladen sind, das Buch zu lesen. Sie werden dabei allerdings von vielen Problemstellungen lesen, denen sie vermutlich bislang noch nicht begegnet sind. Wobei ich hinzufügen möchte, dass selbstverständlich auch Autoren von Kurzgeschichten von der Lektüre dieses Buches durchaus profitieren können.

Der Erzähler ist, so banal es klingen mag, derjenige, der den Roman erzählt. Der Erzähler ist nicht der Autor. Sondern er (oder sie) ist die wichtigste Figur im Roman. Der Erzähler begleitet die Leser*innen durch den Roman, er soll sie führen und verführen, sie unterhalten und natürlich vor allem ihnen als der naheste Beobachter die Geschichte des Romans „erzählen“. Der Erzähler ist Kurator, Filter, Fokus, Verstärker und Wandler (S. 60).

Um all diese Funktionen erfüllen zu können, muss der Erzähler Vertrauen aufbauen, er muss zur Vertrauensperson des Lesers werden. Wie Autor*innen es erreichen, dass die Leser*innen Vertrauen zu ihrem Erzähler haben, ihm durch einen ganzen Roman folgen, das schildert Waldscheidt in seinem Buch. Er erläutert detailliert die Unterschiede zwischen einem sichtbaren und einem unsichtbaren Erzähler, er erklärt, wann ein objektiver und wann ein subjektiver Erzähler besser geeignet ist, die Leser*innen zu überzeugen und er vermittelt die Vor- bzw. Nachteile eines zuverlässigen gegenüber einem unzuverlässigen Erzähler.

Ein Nebeneffekt der Lektüre des Ratgebers von Stephan Waldscheidt für mich wird sein, dass ich künftig beim Lesen vermehrt auf den Erzähler achten werde. Wobei es vermutlich genau so ist, wie Waldscheidt schreibt: je besser der Erzähler gewählt und je besser er geschaffen ist, desto weniger wird die Leserin ihn spüren, wahrnehmen. Ein schlechter Erzähler hingegen kann den Lesegenuss erheblich stören.

Was das vorliegende Buch auszeichnet, ist diese Spezifizierung auf ein bestimmtes Thema. In den vielen Büchern zum Kreativen Schreiben, die ich bisher gelesen habe, darunter wie gesagt nahezu alle von diesem Autor, wird der Erzähler und seine Bedeutung durchaus erwähnt, aber so ausführlich und lehrreich hat sich noch keines damit beschäftigt. Dieses Verdienst liegt bei Stephan Waldscheidt.

Ein Wermutstropfen sei dennoch erwähnt. Schmerzlich vermisst habe ich in diesem Buch seinen spritzigen, herzerfrischenden Humor. Sicher blitzt er hin und wieder zwischen den Zeilen auf, gerne bei seinen Kommentaren zu den vielen Beispielen, die er im Buch bringt. Doch genau der humorvolle, augenzwinkernde Vortrag seiner Ratschläge hilft mir, sie zu verstehen, zu erinnern und dadurch auch, sie umzusetzen.

Überhaupt Beispiele: dies ist ein wirklich erwähnenswerter Aspekt der Bücher von Stephan Waldscheidt. Aus eigenen Schulungen, die ich gebe, weiß ich: nichts vermittelt Lehrinhalte besser als Beispiele. Also schon von daher funktioniert das Buch über den Erzähler.

Stephan Waldscheidt: Der Erzähler – Verführer, Tourguide, Entertainer und Basis der Erzählperspektive
Independent, August 2019
Paperback, 168 Seiten 14,99 €


Stephan Waldscheidt: Die Stimme

Ein weiterer wichtiger Ratgeber, der sich nahtlos an den kurz zuvor herausgegebenen Titel „Der Erzähler“ anschließt. Ein Sachbuch, das sich eines sehr spezifischen Themenbereichs des Kreativen Schreibens annimmt: den Stimmen von Autor, Erzähler und Charakteren.

Auch dieses, das neueste Buch von Stephan Waldscheidt, ist vor allem für fortgeschrittene Romanautoren geeignet. Sich der eigenen, der Autorenstimme, bewusst zu werden, zu lernen, sie von der Stimme des Erzählers unterscheidbar zu machen und darüber hinaus die Stimmen der Charaktere des Romans individuell zu gestalten, das erfordert Erfahrung, viel Selbsterkenntnis und Üben, Üben, Üben.

Stephan Waldscheidt, der mit diesem Buch seinen, nach eigenen Angaben, siebzehnten Schreibratgeber herausgebracht hat, dringt hier tief ein in all das, was eine Stimme ausmacht. Er hinterfragt, wodurch Stimme „entsteht“, was sie formt und wodurch sich die Stimme des einen von der des anderen unterscheidet. Diese analytische Betrachtung führt dann logisch dahin, zu lernen, wie es Autor*innen gelingen kann, die Stimme des Erzählers so auszugestalten, dass sie sich erkennbar von der Autorenstimme absetzt. Dabei scheint, so Waldscheidt, die Autorenstimme doch immer durch, so sehr sich die Verfasser von Romanen auch bemühen, ihre eigene Stimme zum Schweigen zu bringen. Als Beispiel verweist er auf Joanne K. Rowling, die unter einem Pseudonym ihre Krimis um den Detektiv Cormoran Strike veröffentlichen wollte. Eine Spracherkennungssoftware war dennoch im Stande, die Stimmmuster der Autorin der Harry-Potter-Romane auch in diesen Krimis wiederzuerkennen.

Was Waldscheidt in seinem Ratgeber ebenfalls betont, ist die Entwicklung einer Stimme. Wenn ein Charakter innerhalb der Geschehnisse in einem Roman eine erhebliche Entwicklung durchläuft, sich also beispielsweise von einer scheuen Maus in einen kämpferischen Löwen verwandelt, so schlägt sich das auch in der Stimme des Charakters nieder. Wer sich also zu Beginn eines Romans schüchtern, zurückhaltend ausdrückt oder vielleicht stottert, der spricht möglicherweise gegen Ende der Handlung fester, energisch und kraftvoll. Dies gilt dann selbstverständlich nicht nur für Dialoge, also wörtliche Rede, sondern auch für innere Monologe, Gedankengänge usw.

Wie auch schon bei seinem Buch zum Thema Erzähler wird auch dieser Ratgeber nicht nur mein Schreiben, sondern auch ganz sicher mein künftiges Lesen beeinflussen. Wie oft fragt man sich während der Lektüre eines Romans, was stört, was reißt mich raus, was irritiert mich. Und wie oft kann man dieses Gefühl zwar erkennen, aber den Grund dafür nicht nennen. Vielleicht war es ja die unpassende, nicht adäquat auf den Charakter zugeschnittene Stimme. Vielleicht drang statt des Erzählers zu sehr die Stimme des Autors zwischen den Zeilen hindurch. Darauf werde ich in Zukunft sicher achten. Waldscheidt sei Dank.

Stephan Waldscheidt: Die Stimme
Independent, November 2019
Paperback, 155 Seiten
14,99 €


Kommentar verfassen

Einfach nur sagen

Veröffentlicht am 19.11.2019 von Renate

„Jemand versucht einzubrechen!“, erschrak Elisabeth.
„Wir machen auf keinen Fall die Tür auf“, beschloss Christine und fing an zu zittern.
„Hör auf, Martin! Sag so etwas nicht.“, fing Elisabeth noch mehr an zu zittern.
„Der ist wirklich verrückt.“, kicherte Elisabeth.
„Was hast du denn die ganze Woche gemacht?“, schaute Martins Mutter ihren Sohn neugierig an.
„Wer ist das denn überhaupt?“, sah der Vater Martin ein wenig begutachtend an.

„Ja, jetzt habt ihr ihn mal getroffen.“, fing Elisabeth an zu lachen.
„Wie wäre es mit tanzen?“, zwinkerte Martin zu Elisabeth.
„Wenn du mir dabei nicht auf die Füße trittst.“, lächelte Elisabeth zu Martin hinüber.
„Na da bin ich dankbar.“, sah Elisabeth ihre Familie erleichtert an.


Fällt Ihnen was auf? Ich hoffe es. Haben Sie schon mal einen Satz gekichert? Oder eine Frage geschaut? Eben. Diese Beispiele von sogenannten Redebegleitsätzen biegen mir ehrlich gesagt die Fußnägel nach oben. Das kommt dabei heraus, wenn ein*e Autor*in verzweifelt versucht, besonders abwechslungsreich zu schreiben und nicht jedes Mal sagte und fragte zu verwenden. Übrigens sind alle diese Beispiele, die ich verfremdet habe (und die deswegen auch keinerlei Sinn mehr ergeben, ich weiß das), aus einem einzigen Text entnommen.

Aber mal ganz ehrlich: Wie bewusst lesen Sie diese Begleitworte in einem spannenden Roman? Ich gestehe, dass ich sie kaum wahrnehme, ganz besonders, wenn mich die Handlung wahnsinnig fesselt. Was, das muss ich zugeben, manchmal dazu führt, dass ich irgendwann den Faden verliere und nicht mehr ganz sicher bin, wer denn nun gerade spricht. Na und dann schau ich einfach ein paar Zeilen nach oben und finde den Faden wieder. Und alles ist gut.


Wenn aber solche absurden Redebegleitwörter verwendet werden, dann reißt mich das brutal aus meinem Lesefluss. Ich kann doch nicht einen Satz „anfangen zu zittern“. Sorry, aber das ist schon ein echtes Extrembeispiel.


Einfach nur sagen oder fragen, vielleicht noch antworten. Mehr braucht es nicht. Schauen Sie mal in einen der Harry-Potter-Romane, schlagen Sie willkürlich eine Seite auf. Ich habe das mal gemacht und siehe da: bei einem über zwei oder drei Seiten gehenden Gespräch hat Joanne Rowling kein anderes Begleitwort als sagte oder fragte verwendet. Und sind die Bücher gut? Eben.


Aber ich will nicht nur negativ über diesen Text urteilen. Denn eines konnte der/die Autor*in: richtig formatieren. Das ist nämlich noch so ein Aspekt, der mir regelmäßig besagte Fußnägel verformt. Wie viele Autor*innen schreiben einfach drauf los, zwei, drei, vier Seiten ohne einen einzigen Absatz, ohne neue Zeilen zu beginnen bei neuer wörtlicher Rede und was es da an wunderbaren Einfällen noch gibt. Doch darauf werde ich sicher ein anderes Mal noch näher eingehen. Heute soll es sich ja um die Redebegleitsätze drehen. Schauen wir doch mal, wie die obigen Beispiele klingen, wenn wir „vernünftige“ Begleitworte verwenden:


„Jemand versucht einzubrechen!“, rief Elisabeth.
„Wir machen auf keinen Fall die Tür auf“, sagte Christine und fing an zu zittern.
„Wer ist das denn überhaupt?“, fragte der Vater, der Martin ein wenig begutachtend ansah.
„Ja, jetzt habt ihr ihn mal getroffen.“, sagte Elisabeth und lachte.
„Der ist wirklich verrückt.“, sagte Elisabeth.
„Was hast du denn die ganze Woche gemacht?“, fragte Martins neugierige Mutter ihren Sohn.
„Na da bin ich dankbar.“, sagte Elisabeth. Ihre Erleichterung sah man ihr an.


Zugegeben, den Pulitzer-Preis gewinnt man damit auch nicht, aber Sie verstehen, was ich meine, nicht wahr? Ein bisschen umformulieren und Sie können auch mit sagen, rufen oder fragen all das transportieren, was Sie ausdrücken möchten. Nur, bitte, auch das geht gar nicht: „Wenn du mir dabei nicht auf die Füße trittst.“, antwortete Elisabeth lächelnd. Haben Sie schon mal versucht, gleichzeitig zu lächeln und zu sprechen? Eben.


Ich sag (!) mal so: niemand ist gegen Irrtümer und Fehler gefeit. Damit meine ich, dass so etwas auch den besten und berühmtesten Autor*innen passiert. So what. Aber doch bitte nicht permanent und so verkrampft wie in dem Beispiel. Dann wird das, was wir schreiben, richtig gut.

Kommentar verfassen

Vor-Gelesen

Veröffentlicht am 14.8.2019 von Renate

Vielleicht geht es Ihnen ja auch so: Sie sind auf der Suche nach einem Buch zu einem Thema, das Sie gerade beschäftigt. Sei es ein Sachbuch oder ein Roman. Dann finden Sie ein passendes Buch, aber ist es auch gut? Erfüllt es die von Ihnen hineingesetzten Erwartungen? Was jetzt hilft, ist eine Rezension. Wir wissen natürlich, dass jede Buchbesprechung immer nur den Geschmack des Rezensenten widerspiegelt, aber als Entscheidungshilfe ist es doch schon mal kein schlechter Anfang.

Das dachte ich auch und habe daher für Sie einmal ein Buch über das Schreiben und Veröffentlichen von Romanen gelesen. Hier meine Meinung dazu:

Axel Hollmann / Marcus Johanus: Romane schreiben und veröffentlichen für Dummies
Taschenbuch: 346 Seiten
Verlag: Wiley-VCH, März 2019, € 16,99

Ein typisches Dummies-Buch, mit all den bekannten Strukturen, den Symbolen, den Cartoons, dem Aufbau. Es ist ein für Anfänger sehr gut geeignetes und geschriebenes Nachschlagewerk, deckt es doch all die Bereiche ab, die einen angehenden Autor interessieren mögen.

Axel Hollmann und Marcus Johanus sind bekannt durch ihren Kanal „Die Schreib-Dilettanten“, ein sehr unterhaltsames Programm für mehr oder weniger professionelle Schriftsteller. Beide sind dazu selbst Autoren, von Thrillern bzw. Fantasy-Romanen. Sie wissen also, wovon sie reden.

Das Buch ist sinnvoll aufgebaut, beginnend mit allgemeinen Hinweisen und Hintergründen über das Handwerkszeug für das Schreiben von Romanen – Planen, Schreiben, Überarbeiten - bis hin zu den verschiedenen Wegen der Publikation. Allerdings, und ich denke (oder hoffe), das war den beiden Autoren vorher bewusst: sie können das Rad nicht neu erfinden. Das heißt, fast alles, was sie in ihrem Buch darstellen, gibt es so und ähnlich schon in hundert anderen Büchern über das Schreiben – und zwar professioneller, detailreicher und tiefer gehender. Das ist nicht negativ gemeint, auch über Stricken oder über Fußball gibt es sicher Hunderte Bücher. Aber ich hatte doch den Eindruck, dass Hollmann und Johanus wenig bis gar keine neuen Erkenntnisse bringen. Über ihre eigenen Erfahrungen erzählen sie allerdings viel. Ständig erfährt man, wie sie es machen, so oft, dass es nach einer Weile doch ein wenig nervt.

Was mir zu rar gesät ist, sind gute Beispiele. Eben außer dem Verweis auf die Arbeitsweise der beiden Autoren selbst. Ich bin eifrige Leserin des Blogs von Marcus Johanus, in welchem er kleine, feine Hilfen gibt. Die hätte ich gerne in diesem Buch wiedergefunden. Das war leider nicht der Fall, was aber vielleicht den Vorgaben des Formats der Dummies-Reihe geschuldet ist.

Was mir aber auf jeden Fall sehr gut gefallen hat, ist der Teil über all die Schritte, die nach dem Wort „Ende“ unter dem Manuskript folgen. Denn darüber schweigen sich die meisten Bücher zum kreativen Schreiben aus. Das ist wie bei einem Liebesfilm, der in der Regel mit der Hochzeit endet. Über den Alltag in der Ehe erfährt man nichts mehr. Und so erwähnen die wenigsten Schreib-Ratgeber all die Hürden und Probleme, die mit dem Korrigieren, Lektorieren und Veröffentlichen von Romanen zusammen hängen. Das tut dieses Buch von Hollmann und Johanus. Die Beiden verschweigen nicht die Schwierigkeiten, sie nennen die möglichen Kosten, beschreiben die Frustration und die Euphorie, die mit diesem Aspekt des Schreibens verbunden ist. Und sie geben viele nützliche, handfeste Informationen wie Namen, links und Webseiten von Verlagen oder Agenturen und all die anderen wichtigen Dinge, die ein Autor, der nur ans Schreiben denkt, gerne unterschätzt. Dabei gehen sie u.a. auch auf die Vor- und Nachteile von Self-Publishing im Vergleich mit Verlagsbüchern sehr detailliert ein. Hier ist dieses Buch eine wirklich hilfreiche Ergänzung zu den Büchern, die sich „nur“ mit dem Schreiben selbst befassen. Der Schreibstil der Autoren dieses Handbuchs ist erfrischend, das Buch kann man flott und entspannt von vorne bis hinten durchlesen, einige humorige Zwischenbemerkungen lockern den an sich doch trockenen Stoff auf. Die einzelnen Themenkomplexe sind kurz und übersichtlich gehalten. Über die mehrfachen Wiederholungen von teilweise wortgleichen Sätzen und die leider auch vorhandenen Druckfehler kann man dabei hinwegsehen.

Alles in allem ist es ein empfehlenswertes Buch, es ist für Anfänger sehr gut geeignet, die eine Basis an Wissen über das kreative Schreiben suchen. Oder wie gesagt, als Nachschlagewerk. Wer tiefer in die Materie einsteigen möchte, sollte sich zusätzlich weitere Bücher zum Thema besorgen.

Ob Ihnen dieses Buch am Ende gefällt und Ihren Ansprüchen genügt, müssen Sie selbst entscheiden. Es würde mich freuen, wenn Sie Ihre Eindrücke hier mit uns teilen.

An dieser Stelle werden Sie künftig immer mal wieder interessante Rezensionen finden. Schauen Sie vorbei.
Bis dahin

Kommentar verfassen

Meine Ecke finden

Veröffentlicht am 30.10.2018 von Renate

Wenn Sie eine Buchhandlung betreten, in welche Ecke streben Sie? Welches Regal zieht Sie magisch an? Die Thriller, mit den dunklen, oft blutbefleckten Covern? Die Krimis mit den Titeln in großen Lettern? Oder die „Frauenliteratur“, mit den romantisch mit Herzen, Blumen oder Schmetterlingen verzierten Titelseiten? Oder gar der Sachbuchbereich, mit den Ratgebern, den Fachbüchern und Nachschlagewerken?

Anders gefragt: Welches ist Ihr Lieblings-Genre? Was haben Sie vor allem zu Hause im Regal stehen? Soll ich ehrlich sein? In meinen Bücherregalen findet sich alles, Thriller, Krimis, Romanzen, sogenannte Literatur und auch das eine oder andere Sachbuch. Das einzige das kaum vertreten ist, ist Fantasy, aber das hat vielleicht etwas mit dem Alter zu tun 😉

Und was sagt das über mich aus? Nicht das Alter, sondern die Mischung in meinem Bücherregal? Erstmal doch, dass mich alle Genres interessieren. Aber es erklärt vielleicht auch etwas:
Gemeinhin wird gelehrt, dass man in dem Genre schreiben soll, welches man selbst am liebsten liest. Nun, für einen Krimifan oder eine Romantikerin ist das dann ganz einfach. Aber was ist mit den Autoren, die einfach (fast) alle Arten von Büchern mögen, die sich nicht festlegen lassen auf ein Favoritengenre?

Das wäre dann so jemand wie ich. Ich habe schon mehrfach versucht, zu verstehen, in welchem Genre ich eigentlich „unterwegs“ bin. Schreibe ich spannend? Schreibe ich über Beziehungen? Schreibe ich sachlich, romantisch, vielleicht lustig? Mit anderen Worten: in welche Ecke des Bücherregals gehört das, was ich schreibe?

Aber ist es so wichtig? Muss alles ein Etikett haben, muss alles in eine Schublade gehören? Na ja, im „wirklichen“ Leben habe ich es gerne ordentlich, da muss alles in sein Fach, sein Kästchen. Aber Schreiben ist doch etwas Kreatives, macht es da Sinn, sich Fesseln anzulegen, bestimmte Erwartungen zu bedienen, nur weil meine Geschichte, mein Roman in ein bestimmtes Genre passen muss?

Ich glaube, die Antwort ist nicht einfach. Ich glaube, die Antwort ist ja und nein. Beim Schreiben schon daran zu denken, du musst jetzt bestimmte Erwartungen erfüllen, das Genre, das du bedienen willst, verlangt dies und das, solche Gedanken können für die Kreativität, für die Inspiration tödlich sein, fürchte ich. Andererseits, wenn wir solche „Regeln“ gar nicht beachten, woher soll die Buchhändlerin später wissen, in welches Regal sie unseren Roman stellen soll? Wie sollen wir dann genau die Leserin erreichen, an die wir beim Schreiben gedacht haben?

Vielleicht liegt wie immer die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Kann es nicht sein, dass sich im Laufe des Schreibens von ganz allein herausstellt, was man schreibt? Je mehr ich schreibe, desto mehr entwickelt es sich. Je mehr ich schreibe, desto klarer wird, worüber ich schreibe, was mich beschäftigt. Anderen fällt es eher auf als mir selbst, dass meinen Texten immer wieder das gleiche Thema zu Grunde liegt, nicht weil ich es so will, es ergibt sich einfach.

Und damit findet das, was ich schreibe, dann doch noch seine Ecke. Ganz freiwillig.

Kommentar verfassen

Nicht stehen bleiben

Veröffentlicht am 7.3.2018 von Renate

Einer meiner guten Vorsätze für dieses Jahr (wie für jedes Jahr) und fast der einzige, der die ersten Wochen eines neuen Jahres überlebt, ist der: Nicht stehen bleiben!
Damit meine ich nicht (nur), dass ich in Bewegung sein sollte, sondern dass ich nicht bei dem bisher Erreichten stehen bleibe. Also nicht auf den Erfolgen des vergangenen Jahres und nicht auf dem bis jetzt Gelernten ausruhen.
Ich lerne immer gerne Neues dazu, auch und vor allem was das Schreiben angeht.
Nicht umsonst wächst meine ohnehin schon recht umfangreiche Bibliothek mit Sachbüchern zum Thema Kreatives Schreiben stetig an. Beim Lesen dieser Ratgeber juckt es mich stets, sofort jenen Tipp oder diesen Vorschlag auszuprobieren.
Ich bin auch sehr oft auf einschlägigen Blogs unterwegs (hier finden sich ein paar interessante Links) Es ist Wahnsinn, wie viele nebenberufliche Autoren es gibt. Und dass so viele von ihnen ihre Erfahrungen mit anderen teilen ist schlicht großartig. Dank sei ihnen dafür.
Beim Stöbern in diesen Blogs fällt allerdings auf, dass fast alle sich mit dem Schreiben von Romanen auseinandersetzen. Plus etlichen, die sich mit Selfpublishing beschäftigen.
Viel seltener findet man Informationen zum Thema Kurzgeschichten. Die Kurzgeschichten kommen zu kurz! 😉
Umso mehr habe ich mich im Januar über die Beiträge von „Frau Schreibseele“ gefreut (blog.frau-schreibseele). Sie befasst sich tatsächlich einen ganzen Monat lang mit diesem Gebiet des Kreativen Schreibens. Und ihre Gedanken sind erfrischend und – jedenfalls für mich – außerordentlich hilfreich. So fragt sie am Anfang erst einmal, warum man Kurzgeschichten schreiben soll(te), um dann ganz praktische Tipps zu geben, wie man beim Schreiben vorgehen kann.
Natürlich gibt es noch andere Blogger, die sich - mal mehr, mal weniger positiv - zu Kurzgeschichten äußern, die will ich gar nicht unerwähnt lassen (Kurzgeschichten schreiben lohnt sich, Wie man eine verdammt gute Kurzgeschichte schreibt, uvm). Was mir bei „Frau Schreibseele“ so gut gefiel, war die komprimierte Darstellung dieser Thematik, der überschaubare Umfang an Text, der aber dennoch wirklich nützliche Hilfestellung bietet.
Hier übrigens auch noch ein Tipp von mir: im Buch „Romane und Kurzgeschichten schreiben“ von A. Steele, Autorenhausverlag, ISBN 978-3-86671-119-8, wird ebenfalls etwas ausführlicher auf die Kurzgeschichte eingegangen. Ein sehr empfehlenswertes Buch mit vielen Übungen.
Die Frage, warum die Kurzgeschichte zu kurz kommt bei Bloggern und Sachbuchschreibern würde ich wirklich gerne einmal ausführlicher erörtern. Sie sind herzlich eingeladen, mit uns darüber zu diskutieren. Ein naheliegender Gedanke ist dabei, dass, schaut man sich in Buchhandlungen und Büchereien um, auch deutlich weniger Kurzgeschichten als Romane gelesen werden. Ein Zusammenhang drängt sich also geradezu auf.
An diesem Faden werden wir sicher weiter spinnen.
Bis dahin: nicht stehen bleiben!

Kommentar verfassen

Warum schreibe ich eigentlich?

Veröffentlicht am 23.9.2017 von Renate

Warum ich schreibe? Das frage ich mich auch.

Schreiben ist eine Herausforderung. Eine Art Kräftemessen zwischen mir und dem weißen Blatt. Leider gewinne ich nicht immer. Auch nicht öfter. Nur manchmal. Ganz selten.
Schreiben ist ein Hobby, für dessen Ausführung ich meinem noch größeren Hobby, dem Lesen, genüsslich und ohne schlechtes Gewissen frönen kann – kann ich es doch immer als „Lernen von anderen“ deklarieren.
Schreiben erschafft etwas Bleibendes, etwas, das ich hinterlasse, wie Spuren im Schnee. Es bleibt vielleicht nicht für lange, aber für einen Moment hat es Eindruck gemacht.
Schreiben macht glücklich, mich und andere. In dem, was ich schreibe, können sich andere wiederfinden. Wie die Zuhörerin, die mir bei einer Lesung leidenschaftlich zuruft, dass meine Geschichte exakt die Geschichte ihrer Tochter erzähle, genau deren Gefühle wiederspiegele.
Schreiben zerrt an den Nerven. Wenn es nicht vorangeht, ein Termin im Nacken sitzt, die Inspiration sich verleugnet und das weiße Blatt – wieder einmal – siegen will.
Schreiben öffnet den Blick, auf mich und auf andere. Wenn ich verwundert erkenne, dass meine Geschichten meist um das immer gleiche Thema kreisen. Wenn sich ein, mein Stil herauskristallisiert. Wenn ich lerne, andere besser zu verstehen indem ich über sie schreibe.
Schreiben macht Spaß. Die Suche nach dem einen, einzig passenden Ausdruck, nach genau der Formulierung, die meinen Gedanken zum Leser transportieren kann. Das Feilen an Sätzen, Absätzen, Kapiteln. Und vor allem das Erschaffen der Figuren.
Schreiben ist anstrengend. Es führt zu schmerzhaften Verspannungen im Nacken und den Schultern von zu langem Sitzen am Schreibtisch, zu Kopfschmerzen vom vielen Denken, zu Ärger mit Freunden und Familienmitgliedern, die sich vernachlässigt fühlen, zu Selbstverdammung und Verzweiflung.
Schreiben ist lehrreich, es zeigt mir meine Grenzen, aber auch Fähigkeiten, die ich vielleicht bislang gar nicht erahnt hatte.
Schreiben ist eine Leidenschaft, die mit Leiden Freude schafft.
Schreiben schenkt mir ein Ziel, gibt mir Halt und Richtung.
Schreiben erhöht den Koffeinbedarf.
Schreiben vertreibt Einsamkeit.
Schreiben raubt den Schlaf.
Schreiben macht süchtig.
Schreiben macht stolz.

Warum ich schreibe? Ehrlich? Keine Ahnung

Kommentar verfassen

Familienzusammenführung

Veröffentlicht am 19.8.2017 von Anneliese

Das im Jahre 2016 ins Leben gerufene Projekt einer Zusammenarbeit mit Menschen, die von ViaNobis betreut werden, und den SiebenSchreibern wurde in diesem Jahr fortgesetzt. Erstmals habe ich mich an dieser „Schreibpatenschaft“ beteiligt. Schon beim ersten Treffen aller Beteiligten war meine anfängliche Sorge, ob ich den richtigen Zugang zu den „Patenkindern“ finden würde, verflogen. Es war eine nette Runde, in der wir uns alle gegenseitig neugierig betrachteten und vorstellten. Die Rollenverteilung, also welche Interview-Partner zusammen arbeiten würden, klappte so problemlos, dass es erstaunlich war. Die Klienten von ViaNobis hatten fast alle spontan genaue Vorstellungen, wen sie als Schreibpaten wollten. Und auch umgekehrt war da schon so eine Ahnung, mit wem man gerne arbeiten würde. So war es jedenfalls bei mir. Einige Blickkontakte mit einem jungen Mann neben mir genügten, und schon war klar: wir würden das Interview führen. Mein Interviewpartner P.T. war sehr gesprächsbereit und offen. Ein junger Mensch mit vielen Interessen und Talenten, der bastelt, werkelt, Theater spielt und viel unternimmt. Heimat wäre für ihn, und das ist sein großer Traum, wieder Kontakt mit seinem Bruder zu haben. Ich konnte spüren, wie traurig er darüber war und wie sehr er seinen Bruder vermisst. Trotz mehrmaliger Versuche seinerseits, besonders während der Krankheit ihrer Mutter, hat dieser sich weder bei ihr noch bei ihm gemeldet. Das belastet P.T. sehr und macht traurig. Es hat mich angerührt, wie vertrauensvoll er mir seine Geschichte erzählte. Mit den zahlreichen Informationen aus seinem Leben auf meinem Blatt und in meinem Kopf fuhr ich dann nach Hause. In einem fiktiven Brief an seinen Bruder habe ich sie zusammengefasst. Nach einem weiteren gemeinsamen Treffen mit allen Beteiligten wurden die Texte von den Schreibpaten vorgelesen. Unsere Patenkinder konnten sich allesamt mit unseren nach ihren Erzählungen entstandenen Geschichten identifizieren. Während einer öffentlichen, von ViaNobis organisierten Lesung Ende Juni lernte ich die Tante von P.T. kennen. Sie wollte den fiktiven Brief gerne mitnehmen und an ihren zweiten Neffen weiterreichen.
Die Wochen vergingen. Bei einem Treffen mit Mitarbeitern von ViaNobis erfuhr ich, dass die Brüder nach vielen Jahren wieder Kontakt aufgenommen haben. Und das aufgrund des Briefes, der durch die Schreib-Patenschaft entstanden ist. Darüber habe ich mich sehr gefreut – denn das war ja der größte Wunsch meines jungen Interviewpartners. Ich stelle mir sein Lächeln und seine strahlenden Augen vor und hoffe für ihn, dass nach dem ersten Kontakt wieder eine Annährung möglich ist.

Kommentar verfassen

Sieben Jahre - Sieben Schreiber

Veröffentlicht am 10.5.2017 von Günter

Sieben Jahre SiebenSchreiber Wer hätte das im Mai 2010 erwartet? Damals wurde vom AWM Wegberg ein Projekt ins Leben gerufen, in welchem das kreative Schreiben gepflegt werden sollte. Unter dem Namen Schreibwerkstatt trafen sich die Menschen, aus denen schließlich die SiebenSchreiber wurden: Inga Lücke, Renate Müller, Annemarie Lennartz, Cora Imbusch, Anneliese Baatz, Peter C. Schmidt und Günter Arnolds. Zentrales Element ist bis heute die Freude am Schreiben. Und die Überzeugung, dass Schreiben eben kein „einsames Hobby“ ist, sondern sich viel erfolgreicher und angenehmer in einer Gemeinschaft ausüben lässt. Nicht zu vernachlässigen ist dabei die Tatsache, dass hierfür die Entwicklung eines weitgehenden gegenseitigen Vertrauens zwischen den Mitgliedern der Gruppe ein wesentliches Element darstellt, da man bei eigenen Texten immer ein gerüttelt Maß an persönlichen oder vor allem zu Beginn sogar autobiographischen Aspekten einfließen lässt. Stand zunächst das Erlernen von Schreibtechniken mit Bezug zu verschiedenen Genres im Mittelpunkt, gewann allmählich das themenbezogene Schreiben immer mehr an Bedeutung. Hieraus hat sich ein gewisses Alleinstellungsmerkmal der Autorengruppe der SiebenSchreiber entwickelt: Zu einem gemeinsamen, vorgegebenen Thema entstehen sieben individuelle Beiträge von sieben unterschiedlichen Blickwinkeln aus- mal als spannende Erzählungen, Krimis, Wortspielereien, berührende Gedichte oder wendungsreiche Geschichten. Die SiebenSchreiber arbeiten dabei gerne mit anderen Institutionen, Vereinen oder auch Einzelpersonen zusammen, sodass multimediale Lesungen entstehen, in denen das geschriebene Wort mit Musik, Fotos oder Malerei verknüpft wird. Zu nennen sind hier der Historische Verein Wegberg, öffentliche Büchereien oder auch Buchhandlungen und viele mehr. So werden die SiebenSchreiber immer häufiger zu bestimmten Themen eingeladen, die dann schriftstellerisch umgesetzt werden. Dass sich dabei auch ungewöhnliche Events ergeben, ist für die Gruppe gleichsam das „Salz in der Suppe“. Hingewiesen werden kann hier zum Beispiel in diesem Jahr auf eine Lesung zum Five o’clock tea in dem Kölner Teeladen „Genuss-Studio“, die im doppelten Sinn mit „Tee-Lese“ betitelt wurde und für die die SiebenSchreiber eigens hintergründige und überraschende Geschichten zum Thema Tee verfassten. Eine ganz neue Erfahrung ist auch die Zusammenarbeit mit Via Nobis und den Gangelter Einrichtungen, mit deren betreuten Klienten nach eingehenden Gesprächen Texte zum Thema „Heimat“ entwickelt wurden. Zu nennen ist hier auch die kürzliche Lesung auf Einladung des Vereins Bettrather Erzählcafé unter der Mitarbeit der Hochschule Niederrhein Mönchengladbach zum Thema „Lebenszeiten“, die auf große Resonanz traf. Lebenszeiten ist dabei auch der Titel des ersten Buches der Siebenschreiber aus dem Jahr 2015, welches natürlich einen weiteren Höhepunkt im Schaffen der Autorengruppe darstellt. Entsprechend hat sich der Wirkungsbereich der SiebenSchreiber über den engeren örtlichen Bereich allmählich in den weiteren regionalen Bereich von Krefeld bis Köln ausgedehnt. Die SiebenSchreiber treffen sich alle drei Wochen in der Wegberger Mühle. Nach „Lockerungsübungen“ zu Beginn stehen anschließend die Bearbeitung vorgegebener Schreibthemen und die Vorstellung eigener Texte samt deren Beurteilung durch die Mitglieder der Gruppe im Mittelpunkt. Natürlich geht es auch nach dem siebenjährigen Jubiläum der Wegberger Autorengruppe weiter. Es gibt noch viele Ideen- die nächsten Veranstaltungen sind schon geplant wie am 4. 6. in Wassenberg (org. von der „Bücherkiste“). Auf einen speziellen Höhepunkt im Jahr 2017 freuen sich die SiebenSchreiber wie immer ganz besonders. Im Oktober wird die traditionelle Herbstblätter-Lesung im Rahmen des Jahresprogrammes des Aktionskreises Wegberger Mühle AWM stattfinden. Die SiebenSchreiber laden hierzu ein und erwarten eine hoffentlich erneut mit Zuhörern restlos gefüllte Wegberger Mühle.

Kommentar verfassen

Ersthelfer

Veröffentlicht am 1.8.2016 von Renate

Über den Erfolg der Vernissage unserer Ausstellung, die wir gemeinsam mit der Fotogruppe Wegberg auf die Beine gestellt haben, hat Günter ja schon berichtet. Inzwischen finden Sie auch Eindrücke davon auf unserer Rückblick-Seite. Das besondere Highlight aber ist das Fotobuch, in dem alle Fotos und Texte der Ausstellung präsentiert werden. Wir freuen uns sehr über die so schön gelungene Gestaltung des Buches.

Erinnern Sie sich noch an Ihren Erste-Hilfe-Kurs, den Sie für den Führerschein brauchten? Oder sind Sie vielleicht sogar ausgebildeter Ersthelfer? Dann kennen Sie auf jeden Fall die 5 W-Fragen:

  • Wo ist der Unfall passiert?
  • Was ist geschehen?
  • Wie viele Verletzte gibt es?
  • Welche Verletzungen liegen vor?
  • Warten auf Rückfragen

Diese Art von W-Fragen könnte man nun übertragen auf unsere Lieblingsbeschäftigung, das Schreiben und bekäme so einen möglichen Einstieg in eine neue Geschichte, ein neues Buch. Ich stelle mir es so vor:

  • Wer kommt in der Geschichte vor?
  • Was passiert in der Geschichte?
  • Wann spielt die Geschichte?
  • Wo spielt die Geschichte?
  • Wie und für wen ist sie geschrieben?

Mit diesen simplen Fragen beziehungsweise den Antworten darauf habe ich das Grundgerüst meiner Geschichte zusammen:
Frage 1: Wer ist Protagonist, wer Antagonist in meiner Geschichte, welche Personen kommen vor, was für Typen sind das? Ich muss mir also Gedanken machen über die Hintergründe des auftretenden "Personals".
Frage 2: Welches Thema stelle ich mir, was ist der Konflikt, was das Ziel meines Protagonisten? Warum will er/sie dieses Ziel erreichen? Was hilft ihm/ihr dabei, welche Hürden stehen im Weg? Hier ist ja oft der eigentliche Ausgangspunkt, also hätte man das auch als erste Frage formulieren können. Denn zuerst ist da ja mal die Idee.
Frage 3: Das ist erstmal natürlich die Zeit, zu der sich die Handlung zuträgt, also beispielsweise die Gegenwart oder vielleicht schreibe ich auch eine Geschichte, die in der Steinzeit spielt. Zum zweiten ist es aber auch der Zeitlauf der Geschichte, dauert sie einen Tag, ein ganzes Leben oder spielt sie sich innerhalb von wenigen Minuten ab.
Frage 4: Ist eigentlich selbsterklärend. Ich muss natürlich, bevor ich mit dem Schreiben beginne, wissen, wo die Handlung stattfindet. Schließlich kann der Ort unter Umständen großen Einfluss auf die Handlung haben. Und der Leser möchte auf jeden Fall wissen, wo er sich befindet.
Frage 5: Für mich ist das vielleicht die am schwersten zu beantwortende der fünf Fragen. Wie bedeutet welches Genre will ich schreiben, mit welcher Stimme will ich erzählen, soll es lustig sein, dramatisch, spannend, erotisch und so weiter. Und schließlich für wen. Wie stelle ich mir meinen Leser, meine Leserin vor? Das ist eine ganz wichtige Frage, immerhin kann ich für Kinder nicht genauso schreiben wie für Erwachsene – und das sind nur zwei sehr offensichtliche Lesertypen, es gibt wirklich noch unendlich viele mehr.

Das sind meine fünf "Ersthelfer". Ich bin davon überzeugt, dass diese Fragen sehr hilfreich sind bei der Entwicklung einer Geschichte oder auch eines Romans. Wer nicht gerade völlig ungeplant drauf los schreibt, der kann sich an diesen Fragen entlanghangeln und hat damit ein gutes Konzept, um nicht zu sagen die Grundzüge des Plots. Wer jetzt allerdings behauptet, danach gehe das Schreiben dann ganz von allein, den bitte ich, mir zu zeigen, wie das funktioniert.
Übrigens, da man ja immer nur besser werden kann, laden wir alle anderen der schreibenden Zunft ein, uns ihre Tipps zu schicken. Wir werden Ihre Anregungen gerne ausprobieren.
Bis zum nächsten Mal

Kommentar verfassen

Neue Erfahrung

Veröffentlicht am 19.7.2016 von Inga

Neuer Wind mit einem neuen Projekt: eine wunderschöne Erfahrung. Nachdem wir im vergangenen Jahr bei ViaNobis im Hückelhovener Cafe Lebensart eine Lesung veranstaltet hatten, kamen eine Mitarbeiterin und ein Mitarbeiter von ViaNobis auf eine tolle Idee: Warum nicht gemeinsam einmal etwas unternehmen? Die SiebenSchreiber haben das (Werk)zeug zum Schreiben und die Menschen, die von ViaNobis betreut werden, haben viel erlebt und viel zu erzählen. So übernahmen drei der SiebenSchreiber sozusagen Schreib-Patenschaften für jeweils zwei Menschen aus dem Betreuten Wohnen. Was dann in diesen sechs Partnerschaften entstand, war eine wunderschöne Erfahrung für alle Beteiligten. Im Interview erzählten die "Patenkinder", was für sie Heimat bedeutet und welche Erfahrungen, Wünsche und Sehnsüchte sie damit verbinden. Schnell entstand eine Atmosphäre erstaunlicher Offenheit und Dichtheit. Mit dem Erzählten gingen dann die SiebenSchreiber nach Hause und brüteten: wie kann das Gehörte in eine schriftliche Form gebracht werden, so, dass die Patenkinder sich darin wiederfinden und doch die Intimität der Interviewatmosphäre gewahrt bleibt. Beim nächsten Treffen wurden bei Kaffee und Kuchen die Ergebnisse ausgetauscht und alle Patenkinder waren sehr zufrieden, fanden sich in den Texten wieder und fühlten sich verstanden. Ein Stein fiel uns Paten vom Herzen, dass dieser sensible Prozess so gut gelungen war. Wie es typisch für uns SiebenSchreiber ist, gingen die Ergebnisse mal wieder durch alle Genres: Kurzgeschichte, Gedicht, Brief, Dialog, Märchen und ein fiktives Selbstgespräch. Wir alle wissen noch nicht, wie es weitergeht, doch haben wir die Ahnung, dass dieses erst der Auftakt zu einer fruchtbaren Zusammenarbeit ist. Ein ganz herzliches Dankeschön an unsere "Patenkinder" für Ihre Bereitschaft und Offenheit und ein ganz besonderer Dank an die Initiatoren für die Idee, die Organisation und die einfühlende und inspirierende Begleitung des Projektes!

Kommentar verfassen

Schreiben verbindet!

Veröffentlicht am 12.6.2016 von Günter

Die Vernissage zur Eröffnung der Ausstellung "Zeit in Wort und Bild" am 7. Juni ist gut gelaufen. Trotz des schlechten Wetters hatten überraschend viele Zuhörer/Zuschauer den Weg in die Wegberger Mühle gefunden. Interessant waren auch wieder die Gespräche vorher, mittendrin und nachher mit unseren Gästen. Das besondere Highlight war dabei für mich zweifelsohne der Besuch von zwei Damen, Mitgliedern bei den "Textwebern" aus Krefeld. Also einer Autorengruppe wie wir - auch noch ziemlich gleich lang bei der Arbeit wie wir. Der Erfahrungsaustausch war so intensiv, dass er nach Ende der Vernissage noch in Japi's Bistro fortgesetzt wurde. Ich glaube, wir hatten viel Spaß!!! Das nächste gemeinsame Treffen wurde bereits terminiert auf den 5. Juli in Krefeld bei der nächsten Veranstaltung der Textweber.

Kommentar verfassen

Ein Zeichen setzen

Veröffentlicht am 26.5.2016 von Renate

Ich gestehe, dass mir das Überarbeiten meiner Geschichten mindestens so viel Freude macht wie das Schreiben an sich. Das Feilen, Ausbessern, Justieren, das Nachhören und –spüren: Wie fühlt sich das an, was da steht? Passt dieses Wort? Fehlt jenes? Sollte ich das lieber streichen? Darüber kann ich stundenlang brüten.
Eines dabei allerdings hasse ich ausgiebig: zu überprüfen, ob alle Kommata richtig gesetzt sind. Wenn es das Gegenteil eines Friedensnobelpreises gäbe – der Erfinder der Kommaregeln hätte ihn verdient.
Mal abgesehen davon, dass ein gesetztes oder fehlendes Komma den kompletten Sinn eines Satzes verändert – Sie kennen die berühmten Beispiele – kann man über die Frage: Komma ja oder nein Stunden diskutieren. Und meines Wissens verweigert sogar die Autokorrektur von word die Auseinandersetzung mit den deutschen Kommaregeln.
Da lobe ich mir doch die Mathematik. Dort hat ein Komma eine eindeutige Funktion. Ob ich 1,33 € oder 133 € habe, macht einen durchaus fühlbaren Unterschied. Aber in der deutschen Zeichensetzung sind für mich die Regeln nie so eindeutig. Außer natürlich diejenige, dass am Ende eines Satzes ein Punkt steht. Hätte man es nicht bei dieser einzigen belassen können?
Beneidenswerte Berufsautoren können die Schuld an falsch gesetzter Interpunktion jederzeit auf ihre Lektoren abwälzen. Wir anderen werden jedoch allein dafür haftbar gemacht.
Falls Sie sich, im Gegensatz zu mir, für diese Materie erwärmen können und darüber hinaus ein gefühlsbetonter Mensch sind, schauen Sie mal bei Bastian Sick vorbei: Das gefühlte Komma.
Ein ganz anderes Kapitel im großen dunklen Buch der Zeichensetzung ist das Apostroph. Über das hartnäckig falsch verwendete Genitiv-Apostroph könnte ich noch seitenlang lamentieren und philosophieren. Aber lassen wir's dabei...
Damit soll es aber auch genug sein von diesem unerquicklichen Thema. Jetzt hätte ich nämlich fast vergessen, noch einmal auf die Eröffnung unserer Ausstellung hinzuweisen: am 7. Juni um 19 Uhr in der Wegberger Mühle Info . Ich hoffe, wir sehen uns.
Bis dahin ...

Kommentar verfassen

Kommentar von: Inga

Datum: 16.7.2016 um 7:01
Hallo Renate, es ist schön Komma dass Du dieses leidige Thema einmal angesprochen hast Punkt Noch eine kleine Ergänzung dazu Doppelpunkt ich danke der neuen Rechtschreibregel Komma jedoch nur in diesem Punkt Komma die uns doch gewisse Freiheiten beschert hat Punkt

Frischer Wind

Veröffentlicht am 24.4.2016 von Renate

Miniaturen, das ist das Wort, das ich das letzte Mal gesucht hatte. Miniaturen, das passt perfekt auf die kleinen feinen Texte, die wir verfassen zu Fotos der Fotogruppe Wegberg.
Wie schon in 2011 steht über der Ausstellung der Fotos und Texte ein Thema. Diesmal heißt es Zeit. Dass es dazu viele Aspekte und Blickwinkel gibt, ist offensichtlich. Aber diese Gedanken in Worte zu fassen und diese wiederum präsentabel auf Papier zu bringen - das ist ein schweres Unterfangen.
Am 7. Juni ist Vernissage - wenn Sie das Ergebnis sehen möchten, wir freuen uns jedenfalls drauf.
All dieses Schreiben funktioniert ohne Austausch und Inspiration nicht. Und nicht ohne Motivation. Ich habe mir eine große Portion Motivation geholt - bei einem Schreibseminar an einem Wochenende in Ahrweiler. Es war perfekt - Hotel, Wetter, Mit"Schüler", Seminarleitung - ein wunderbares Erlebnis. Ich wünsche mir natürlich, dass die Wirkung noch lange anhält. Erstaunlich, welch Input, wie viele neue Ideen kommen, sobald man mit anderen über die eigenen Texte spricht. So wie wir das in unserer Gruppe nun schon seit 6 Jahren tun. Dies war aber jetzt frischer Wind, der durch mein Schreib-Hirn wehte. Neue Menschen kennenzulernen bedeutet auch neue Ideen zu bekommen, neuen Austausch, neue Gedanken. Das war sicher nicht das letzte Schreibseminar, an dem ich teilgenommen habe.
Wenn Sie ähnliche Erfahrungen haben, teilen Sie sie mit uns, empfehlen Sie uns das Seminar, an dem Sie teilgenommen haben und das für Sie eine nachhaltige Wirkung hatte. Oder warnen Sie uns auch, wo wir auf keinen Fall hingehen sollen. Wir freuen uns, von Ihren Erlebnissen beim Schreiben unter Gleichgesinnten zu lesen.
Möchten Sie gerne an Schreibwettbewerben teilnehmen? Wir auch. Deswegen von jetzt an hier auch immer mal wieder Hinweise auf Wettbewerbe, die kurz vor der Deadline sind. Über die jeweiligen Teilnahmebedingungen müssen Sie sich allerdings selbst kundig machen. Thema des Wettbewerbs, auf den ich Sie heute hinweisen möchte, ist "Die Farbe Rot". Näheres hier: www.literaturpodium.de
Soviel für heute, bis bald

Kommentar verfassen

Kommentar von: Günter

Datum: 25.4.2016 um 20:21
Miniaturen ist wirklich das richtige Wort für diese Texte zu den Bildern der Fotogruppe. Für mich liegt der Reiz darin, eine Verbindung zu schaffen zwischen diesen beiden Medien Foto und Wort.
Dabei stelle ich gar nicht den Anspruch, die Idee des Fotografen zu erraten oder zu kopieren. Auch will ich keinen Betrachter bevormunden oder meinen Text als einzig mögliche Erklärung des Fotos verstanden wissen. Vielmehr soll der Text nur ein Anreiz für jeden Betrachter sein, seine eigene Phantasie spielen zu lassen... Wenn dies funktioniert, wäre ich schon sehr zufrieden.

Schreibhilfe bekommen

Veröffentlicht am 26.3.2016 von Renate

So langsam werden die Füße wieder warm und der Schweiß auf der Stirn trocknet. Wie aufgeregt wir waren, bei unserer Lesung auf dem Benefizkonzert in Wegberg-Beeck vor zwei Wochen. Etwa 250 Menschen waren in die St Vincentius Kirche gekommen, um den WestVocals, der Formation DRY und uns zu lauschen. Wir hatten verdammt (sorry) kalte Füße und strohtrockene Kehlen, aber es hat sich gelohnt. Auf unserer Rückblick-Seite gibt's Bilder und einen Bericht.
Für alle Literaturgenres, für Romane, für Kurzgeschichten und Drehbücher gibt es Tipps, Anleitungen und Lehrbücher. Aber für solche Texte, wie wir sie für die Lesung zum Thema Flüchtlinge geschrieben haben, habe ich noch nichts gesehen, nicht im Regal beim Buchhändler und nicht im Internet. Dabei könnten wir das gut gebrauchen: auch unser nächstes Projekt verlangt uns einiges ab.
Ich will noch nichts verraten – schließlich wäre es ja schön, wenn Sie wieder mal vorbeischauen – aber ich hoffe, dass vielleicht jemand da draußen in der Welt der Schreibwütigen und Schreibkundigen, der uns auf unsrem Blog besucht, doch schon einmal eine Hilfe gesehen oder gelesen hat, die sich mit, ja mit was eigentlich, beschäftigt.
Es ist schwer zu benennen, weil mir dafür keine Gattungsbezeichnung einfallen will: es geht um kurze, prägnante Texte zu einem vorgegebenen Thema, vielleicht könnte man es Aphorismen nennen, es könnten auch Gedichte daraus werden, Gedankensplitter, etwas in der Art.
Wir haben so etwas schon gemacht, vor ein paar Jahren haben wir Texte verfasst zu Fotos der Fotogruppe Wegberg und etwas später zu Gemälden einer hiesigen Malerin. Wir hatten damit großen Erfolg, aber es ist nicht leicht. Wenn also jemand hierzu Tipps hat, wir sind für alle Infos dazu mehr als dankbar.
Dabei fällt mir etwas anderes ein: Schreibanleitungen und –anregungen gibt es zuhauf im Internet, manche sind wirklich hilfreich und ich kann es immer kaum erwarten, bis der nächste Blogartikel erscheint. Dies gilt insbesondere für diese beiden hier: Richard Norden und Marcus Johanus . Beider Blogs sind ein unerschöpflicher Quell an Tipps, Tricks und Ratschlägen – ich kann sie jedem, der schreiben und dabei immer besser werden möchte, nur wärmstens empfehlen.
Genug der Worte – erinnern Sie sich an meinen ersten Blogbeitrag? Die Häufigkeit bzw. die Länge meiner Blogtexte sagt etwas darüber aus, wie ich mit meinen Geschichten weiterkomme, wissen Sie noch? Also deswegen Schluss für heute, ich vertiefe mich in meinen Plot. Vielleicht verrate ich beim nächsten Mal mehr darüber.
Bis dahin

Kommentar verfassen

Schweres Thema für eine Lesung

Veröffentlicht am 20.2.2016 von Renate

Tja, unsere "haarige" Lesung wurde leider abgesagt (nicht von uns). Sowas kommt vor, verdrießt uns auch gar nicht. Meine (immer noch erst halbfertige) Geschichte oder zumindest die Idee kann ich sicher irgendwann mal doch noch verwenden. Und außerdem: "Nach der Lesung ist vor der Lesung!"
Also haben wir uns mit Verve in die Vorbereitungen unserer Lesung auf dem Benefizkonzert in Wegberg-Beeck gestürzt. Gar nicht so leicht, denn das Thema ist "Flüchtlinge", das Konzert ist zu Gunsten der verschiedenen Wegberger Flüchtlingshilfen.
Es ist definitiv kein Thema, welches man mal eben so nebenbei in einer Geschichte oder einem Gedicht verarbeitet. Ähnlich wie bei der Themenstellung "Hundert Jahre Erster Weltkrieg" in 2014 ist auch das eine emotional sehr belastende Aufgabe. Wie sollen wir das angehen, von welcher Seite aus das Thema beleuchten? Wie nahe sind wir dem Thema überhaupt, können wir denn eigentlich wirklich etwas darüber aussagen? Wer von uns kennt Flüchtlinge und einzelne Schicksale nahe genug, um darüber schreiben zu können?
Wie immer haben wir viel diskutiert und manche oder mancher war kurz davor, sich "zu drücken", so schwer ist es uns gefallen, das, was wir fühlen und denken in Worte zu fassen. In diesen Situationen zeigt sich, wie schön es ist, in einer Gruppe zu schreiben, vor allem in unserer Gruppe. Keiner von uns hat Hemmungen, zuzugeben, wenn etwas nicht so läuft, wie er oder sie es sich wünscht, keiner scheut sich, zu sagen, wo es hakt und klemmt. Und dann sind die andere da und helfen und am Ende sind wir oft selbst überrascht über die Ergebnisse unserer Mühen.
Auch diesmal, und das sage nicht nur ich, können wir stolz sein auf das, was wir geschrieben haben. Wie jedes Mal sind sieben völlig verschiedene Texte – Geschichten, Gedichte, Gedanken – dabei herausgekommen, obwohl wir uns doch alle mit demselben Thema befassten.
Vielleicht kommen Sie ja zum Benefizkonzert am 12.März in der St. Vincentius-Kirche in Wegberg-Beeck, dann sehen oder vielmehr hören Sie es selbst. Über Ihre Meinung zu unseren Texten würden wir uns hinterher hier dann sehr freuen.
Bis bald wieder

Kommentar verfassen

Ins Schreiben finden ...

Veröffentlicht am 5.1.2016 von Renate

Beim Schreiben ist man zwar nicht einsam, sollte aber allein sein. Wenn man nicht gerade J.K. Rowling ist, die ja bekanntlich ihre erfolgreichen Harry-Potter-Romane in belebten Cafés geschrieben haben soll, dann braucht man nämlich für das Schreiben Ruhe.
Ruhe und Konzentration – beides braucht man zum Schreiben. Aber ist endlich das eine gefunden, verabschiedet sich das andere.
Und da ist es schon, das große Problem der meisten (Hobby-)Autoren. Wer vom Schreiben leben kann, kann sich auch meist die entsprechenden Freiräume schaffen. Aber wir anderen, normal-sterblichen Schreiberlinge haben so viel anderes im Kopf und um die Ohren, dass es eine Herausforderung ist, sich die Ruhe und das Umfeld zu schaffen, so dass die Schaffenskraft sich voll entfalten kann. Arbeit, Haushalt, Familie, andere Hobbys, Freunde, Verpflichtungen, Ehrenämter und so weiter und so fort.
Und wenn dann endlich einmal alles erledigt, alle versorgt und alle Störungen ausgeschlossen sind – dann, ja dann sitzt man müde am Schreibtisch und möchte eigentlich nur noch die Füße hochlegen und die Augen schließen.
Aber nein, wir haben uns eine Aufgabe gestellt: wir wollen Geschichten zum Thema Haare schreiben, also buchstäblich haarige Geschichten. Eine Idee habe ich, im Grunde ist die ganze Geschichte fix und fertig in meinem Kopf – aber eben nur da. Und wie kommt sie da raus und rauf aufs Papier? Kaum liegen die Finger auf der Tastatur, ist das Hirn leer. Leerer als ein unbewohnter Planet, ohne Sauerstoff und ohne Nahrung. Leerer als leer.
Nein, stimmt ja gar nicht. Mein Kopf ist voll, voll mit Gedanken an die Blumen, die gegossen werden müssen, an die Geburtstagskarte, die ich noch schreiben muss, die Frage, was ich heute Abend kochen könnte – und über allem die Eine-Million-Euro-Frage – ohne Telefon- und Publikumsjoker: Wie fange ich an?
Also versuche ich es mit meiner einigermaßen bewährten Methode: ich denke an die Personen, die Figuren, die in meiner Geschichte die Hauptrollen spielen. Wenn ich ein festes Bild von diesen Menschen habe, von den Charakteren, ihren Gefühlen und ihrem Leben, dann kann es passieren, dass sich daraus die Geschichte entwickelt. Dabei passiert es mir oft, um nicht zu sagen meistens, dass eine ganz andere Geschichte entsteht als die, die ich vorab im Kopf hatte. Meine Figuren erzählen dann quasi selbst, sie erzählen es mir und ich bringe es zu Papier. Leider, leider funktioniert dies aber nicht immer und dann – siehe oben – sitze ich am Schreibtisch und meine Finger ruhen bewegungslos auf der Tastatur. Ich starre auf den weißen Monitor, bis mich plötzlich der Bildschirmschoner erschrickt, der, wie von mir vorgegeben, nach 20 (!) untätigen Minuten von allein einsetzt.
Um dann wenigstens etwas Kreatives zu Stande zu bringen, versuche ich es mit einem Text für unseren Blog. An der künftigen Häufigkeit meiner Blogbeiträge werden Sie also unschwer erkennen können, ob meine Geschichten Fortschritte machen oder nicht. Stellt sich die Frage, was zu bevorzugen ist ……
Bis zum nächsten Mal

Kommentar verfassen
Verstanden

Diese Website verwendet nur Cookies, die für die Funktion der Website erforderlich sind. Unsere Datenschutzerklärung